Die Welt des Weißweins ist nicht nur eine Entdeckung geschmacklicher Nuancen, sondern auch ein Spiegelbild unserer Werte und unseres verantwortungsbewussten Konsums. In einer Zeit, in der Nachhaltigkeit und Achtsamkeit zunehmend an Bedeutung gewinnen, gewinnt auch die bewusste Auswahl des Weines an Relevanz. Der Kauf eines Weißweins ist längst mehr als nur der Griff zur Flasche – er ist ein Statement. Ein Statement für Qualität, für Respekt vor der Natur und für die Wertschätzung handwerklicher Weinbaukunst.
Dabei spielt nicht nur die Herkunft eine Rolle, sondern auch die Philosophie hinter der Produktion. Biodynamischer Anbau, respektvolle Ernte und innovativer Umgang mit traditionellen Rebsorten prägen die Weine, die nicht nur den Gaumen erfreuen, sondern auch die Seele bereichern. Wir haben die Gaumen Hoch-Winzer:innen nach ihren liebsten Weißweinen aus dem eigenen Keller gefragt. Et voilà.
Weingut Hirsch
In Kammer, direkt am legendären Heiligenstein gelegen, produziert das Weingut Hirsch seit 1878 Wein. Beim Kaptal, insgeheim bei den Begriffen Heiligenstein und Hirsch denken die meisten wohl automatisch an Riesling. Doch auch abseits des Heiligensteins oder des Geisbergs kommen fantastische Weine aus dem Hause Hirsch. Zum Beispiel 2023 Kamptal DAC Grüner Veltliner Kammern, wie alle Weine biodynamisch angebaut, spiegelt der im Stahltank ausgebaute Wein schön die Böden aus Löss und Lehm am Rande des Orts wider. Ganz getreu Johannes Hirschs Motto: „Der Boden macht den Wein.“ Ein bisschen Melisse, frisches Heu und ein saftiger grüner Apfel in der Nase. Grüner Veltliner in seiner besten Form.
Weingut Hirsch, Hauptstraße 76, 3493 Kammern | Zum Wein
Weingut Esterházy
Das Weingut Esterházy existiert bereits seit 1758. Eine unglaubliche Tradition, die das Weingut aber nicht davon abhält, in Sachen Zukunftsorientierung eine Vorreiterrolle einzunehmen. Wie gut diese Einstellung am Ende im Glas schmecken kann, stellt unter anderem der 2023 Großhöflein – Leithaberg DAC Pinot Blanc unter Beweis. 12 Stunden Maischestandzeit geben dem Wein Struktur, der Holzausbau und die sechs Monate auf der Vollhefe geben ihr Übriges dazu. Birne, Apfel, Salz, eine schöne Mineralik und nicht zuletzt die bereits erwähnte leicht cremige Textur.
Weingut Esterházy, Trausdorf 1, 7061 Trausdorf an der Wulka | Zum Wein
Weingut Schödl Family
Der Grüne Veltliner macht fast ein Drittel der Gesamtrebfläche in Österreich aus. Damit ist er mit Abstand Rebsorte Nummer Eins des Landes. Aber Grüner Veltliner ist nicht gleich Grüner Veltliner. Ein Beispiel liefern die Geschwister Viktoria, Mathias und Leonhard Schödl aus dem Weinviertel. In der Nase Apfel, Birne und Kräuter, wie man sich einen Veltliner vorstellt, am Gaumen würzig und mit ordentlich Mineralität. Einige Stunden auf der Maische sowie der Ausbau in Holz, Amphore und Betonei auf der Vollhefe und die Abfüllung ohne Filtration liefern am Ende eine Struktur, die den Grünen Veltliner eben „Grün Grün Grüner Veltliner“ machen und extra von der Masse abheben.
Weingut Schödl Family, Akazienweg 8, 2225 Loidesthal | Zum Wein
Weingut Feiler-Artinger
Kurt Feiler-Artinger ist eine der Institutionen, wenn es in Österreich um Süßwein geht. Genauer gesagt, um Runter Ausbruch – die Spezialität der Freistadt Rust am westlichen Ufer des Neusiedlersees. Dass man dort aber auch staubtrocken kann, beweist der Feiler-Artinger mit seinem 2023 Leithaberg DAC Neuburger. Und das auch noch vielschichtig: Mineralik, Blütenaromen, aber auch Marille und etwas Nussiges vom Ausbau in gebrauchten Barriques.
Weingut Feiler-Artinger, Hauptstraße 3, 7071 Rust | Zum Wein
Weingut Edlmoser
„Leider geil!“, sagt Michael Edlmoser selbst über diesen Riesling. Insgesamt 18 Monate im Keller gereift und aus einer sogenannten „Ersten Lage“: Der 2022 Ried Saetzen Maurerberg Riesling Kalkstein 1ÖTW ist ein ganz besonderer Vertreter seiner Sorte. Kühl, straight und bei 13,5 % Vol. ordentlich Lagerpotenzial. Wer Riesling schätzt, sollte daher mindestens zwei Flaschen kaufen, um eine für später wegzulegen.
Weingut Edlmoser, Maurer Lange Gasse 123, 1230 Wien | Zum Wein
Weingut Thiery-Weber
Eine 1ÖTW, also eine sogenannte erste Lage, ist für die meisten Winzer:innen ein ganz besonderer Stolz. Wenn diese Lage auch noch biozertifiziert ist, dann kommt zusammen, was zusammengehört. Beim Weingut Thiery-Weber war es mit dem Jahrgang 2023 soweit: 2023 Grüner Veltliner Kremstal DAC Reserve Ried Gebling 1ÖTW. Ein Grüner Veltliner, der das Konglomerat (enthält Vulkangestein) mit ganz besonderer Mineralität widerspiegelt. Also genau das, was aktuell so viele im Wein suchen – dank der biologischen Bewirtschaftung natürlich obendrein zukunftsorientiert.
Weingut Thiery-Weber, Melkerstrasse 1, 3495 Rohrendorf bei Krems | Zum Wein
Bioweingut Soellner
Wer Wagram sagt, muss auch Roter Veltliner sagen. Oder besser probieren. Am Bioweingut Soellner wird von jungen bis zu sehr alten Reben die komplette Klaviatur des Roten Veltliner kultiviert. Dank des eher kühlen Klimas im Wagram spielt die Rebsorte hier ihre volle Stärke aus. Das bedeutet beim 2023 Roter Veltiner von Gösing: Vielschichtigkeit, florale Noten und vor allem eine anregende Säure. Roter Veltliner, wie er gehört – an dieser Stelle sei noch einmal den Römern gedankt, die die Rebsorte wohl an den Wagram brachten.
Bioweingut Soellner, Hauptstraße 34, 3482 Gösing am Wagram | Zum Wein
Weingut Edelbauer
Gewachsen ist er auf reinen Lössböden. Ende September 2023 wurde er per Hand gelesen. Heute ist der 2023 Kamptal DAC Grüner Veltliner Langenlois vom Weingut Christoph Edelbauer nicht nur ein perfekter Speisebegleiter für Pasta und Fisch. Vielmehr verfrüht der Veltliner dank seiner floralen Nase und der Leichtigkeit am Gaumen eine gewisse sommerliche Brise – die bei den aktuellen Temperaturen dringend notwendig scheint. Ein Grüner Veltliner, wie er im Buche steht.
Weingut Christoph Edelbauer, im Neuburg, Kreserstraße 86, 3550 Langenlois | Zum Wein
Weingut Zuschmann-Schöfmann
Das Wechselspiel von Natur und Kultur haben Else und Peter perfektioniert. Da stellt ihr 2020 Weißer Burgunder Selektion keine Ausnahme dar. Insgesamt ein Jahr verbringt dieser in gebrauchten 500-Liter-Fässern auf der Vollhefe, was ihm eine entsprechende Textur und leicht nussige Aromatik verleiht. Die jedoch eher an zweiter Stelle: Vorweg marschiert eine intensive Frucht, die der kräftige Körper gut trägt. Ein Wein, der sich perfekt auf jeder Festtagstafel platzieren lässt.
Weingut Zuschmann-Schöfmann, Winzerstraße 52, 2223 Martinsdorf | Zum Wein
Weinmanufaktur Clemens Strobl
Berühmt sind Clemens und sein Sohn Lukas für den Hengst. Ein Pinot Noir, der seinesgleichen sucht. Aber auch auf Seiten der Weißweine produzieren Vater und Sohn Weine mit enormem Erinnerungspotenzial. Ein Beispiel? 2021 Grüner Veltliner Schreck. Schöne Mineralik gepaart mit dezenter Frucht und harmonischer Säure. Besonderheit hier: Der Weingarten, aus dem die Trauben stammen, liegt im an den Wagram angrenzenden Kamptal. Also „der falsche Wagramer“, wie die Strobls ihn scherzhaft nennen.
Weinmanufaktur Clemens Strobl, Mitterstockstall 6, 3470 Kirchberg am Wagram | Zum Wein