Biodiversitäts-Botschafterin Birgit Braunstein: „Ich arbeite mit der Natur – nicht gegen sie“

Der kürzlich ausgezeichneten Winzerin geht es nicht um Prestige. Wie sie mit ihrem Projekt „Wildwux” eine stille Revolution startete.
von Redaktion
Birgit Braunstein ist Gaumen Hoch-Mitglied
© Tibor Rauch

Wenn Birgit Braunstein über Biodiversität spricht, wird schnell klar: Es geht ihr nicht um Prestige. Viel mehr um eine tiefe Überzeugung. Im Mai wurde sie von Farming for Nature zur Biodiversitätsbotschafterin 2025 ernannt. Für die Winzerin aus Purbach ist diese Anerkennung mehr als ein persönlicher Erfolg. „Diese Auszeichnung berührt mich, weil sie zeigt, dass unsere Arbeit nicht nur im Boden, sondern auch im Bewusstsein der Gesellschaft angekommen ist.“

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Birgit Braunstein
Mit dem Projekt „Wildwux“ begann 2010 eine stille Revolution in Braunsteins Weingärten. Statt steriler Rebenreihen dominieren heute Kräuterwiesen, alte Kirschbäume, Hecken, Nistplätze und Brutkästen.

Braunstein betreibt ihr Weingut seit vielen Jahren biodynamisch, ihre Weine sind Demeter-zertifiziert. Sie versteht Biodiversität als Grundlage für gesunde Böden, stabile Ökosysteme und eine langfristig funktionierende Landwirtschaft. „Ich arbeite mit der Natur – nicht gegen sie“, sagt sie.

„Vielfalt entsteht, wenn man Raum gibt – für Wildkräuter, Insekten, Vögel, Mikroorganismen.“
Birgit Braunstein, Winzerin und Biodiversitätsbotschafterin

„Wildwux“ statt Monokultur

Mit dem Projekt „Wildwux“, das 2010 startete, verfolgt Braunstein das Ziel, Lebensräume zu schaffen und natürliche Kreisläufe im Weingarten zu stärken. Das umfasst die Pflanzung alter Kirschsorten, das Anlegen von Hecken, die Haltung von Hühnern, Schafen und Ziegen sowie die Förderung von Wildbienen und Vögeln. „Vielfalt entsteht, wenn man Raum gibt – für Wildkräuter, Insekten, Vögel, Mikroorganismen.“

„Ich möchte zeigen, dass Landwirtschaft nicht Zerstörung, sondern Heilung sein kann.“
Birgit Braunstein, Winzerin und Biodiversitätsbotschafterin

Auch im Weinbau selbst setzt Braunstein auf Maßnahmen wie Begrünung, Kompostwirtschaft und schonende Bodenbearbeitung. Diese Praxis soll das Bodenleben aktivieren und die Resilienz der Pflanzen erhöhen. „Wir machen unser Heu, füttern damit unsere Tiere, diese wiederum füttern unsere Böden“, erklärt sie. Die Auswirkungen sieht sie im Zustand ihrer Weingärten: „Die Böden sind lebendig, locker, voller Leben – mit Regenwürmern, Mikroorganismen, Pilzgeflechten.“

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Maximilian, Felix und Birgit Braunstein
Inzwischen steht mit ihren beiden Söhnen auch schon die nächste Generation mit dem eigenen Projekt „Braunstein Brothers“ im Weinkeller.

Weinbau als Erfahrungsraum

Ein weiterer Teil ihres Konzepts ist der sogenannte „GreenCare Gartenhof“, der Besucher:innen einlädt, Natur aus nächster Nähe zu erleben. Dort bietet Braunstein Seminare unter dem Motto „Zuversicht säen – Lebensfreude ernten“ an. „Ich möchte zeigen, dass Landwirtschaft nicht Zerstörung, sondern Heilung sein kann“, sagt sie.

Der Gartenhof soll als Ort verstanden werden, an dem landwirtschaftliche Arbeit, soziale Aspekte und Naturerleben miteinander verbunden werden. Braunstein sieht darin einen gesellschaftlichen Beitrag: „Gesunde Natur kann heilen, stärken und trösten – das erleben wir immer wieder.“

„Es war oft kein bequemer Weg, aber ich habe nie daran gezweifelt.“
Birgit Braunstein, Winzerin und Biodiversitätsbotschafterin

Ein Weg mit Widerständen

Ihr Engagement für Biodiversität und biodynamisches Arbeiten war nicht immer einfach. In der Anfangszeit gab es Vorbehalte. „Es war oft kein bequemer Weg, aber ich habe nie daran gezweifelt“, so Braunstein rückblickend. Ihre Motivation sei von Beginn an gewesen, langfristig und verantwortungsvoll zu wirtschaften – auch mit Blick auf kommende Generationen.

Eine Einladung an die Branche

Mit ihrer Rolle als Biodiversitätsbotschafterin will Braunstein andere Betriebe dazu ermutigen, eigene Schritte in Richtung Artenvielfalt zu setzen. „Mut zahlt sich aus – im Boden, in der Frucht und im Leben. Es beginnt mit einer Blühfläche, einer Wildhecke oder dem Mut, weniger einzugreifen.“ Sie verweist auf das große Ganze und hält es dabei mit Hildegard von Bingen: „Alles ist mit allem verbunden.“ Landwirtschaft, so ihre Überzeugung, sei nicht losgelöst vom Ökosystem, sondern ein Teil davon.

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