Essen wird oft als Genussmittel, Treibstoff oder Grundlage für körperliche Fitness gesehen. Doch wie tiefgreifend Ernährung tatsächlich die Gesundheit beeinflusst, bleibt häufig unbeachtet. Ein genauer Blick zeigt: Die Verbindung zwischen den Mikroorganismen im Boden und im Darm birgt erstaunliche Parallelen – und entscheidende Antworten.
Alles beginnt im Boden
Der Boden ist weit mehr als die Grundlage der Landwirtschaft. Er ist ein lebendiges Ökosystem, das Milliarden von Mikroorganismen beherbergt. Martin Grassberger erklärt im Podcast:
„Wir sprechen viel darüber, wie wichtig das Mikrobiom unseres Darms ist. Aber es gibt ja auch ein Bodenmikrobiom. Mikroben im Boden sind essenziell, da sie Nährstoffe für Pflanzen verfügbar machen. Doch intensive Landwirtschaft und Monokulturen führen dazu, dass viele dieser Organismen sterben, was langfristig die Fruchtbarkeit der Böden gefährdet.“
Wenn Pflanzen auf nährstoffarmen Böden wachsen, verlieren sie die Fähigkeit, essentielle Mikronährstoffe aufzunehmen. Diese Defizite wirken sich letztlich auch auf die menschliche Ernährung aus.
Fakten zur Bodengesundheit
- Rund 33 Prozent der weltweiten Böden sind bereits degradiert.
- Es dauert bis zu 1.000 Jahre, um drei Zentimeter fruchtbaren Boden neu zu bilden.
- Gesunde Böden können bis zu 25 Prozent mehr Wasser speichern und sind widerstandsfähiger gegen Erosion.
Der Darm: Das zweite Gehirn
Der menschliche Darm wird oft als „zweites Gehirn“ bezeichnet, da er eng mit der psychischen und körperlichen Gesundheit verknüpft ist. Der Zusammenhang zwischen dem Nervus Vagus, dem zehnten Hirnnerv, und dem Darm ist nachgewiesen („Darm-Hirn-Achse“). In der Darmwand befinden sich Nervenzellen, die mit dem Gehirn kommunizieren und umgekehrt. Grassberger sagt dazu:
„Jedes Mal, wenn wir essen, füttern wir unseren inneren Garten, unser Mikrobiom.“
Ein Ungleichgewicht im Mikrobiom des Darms – verursacht durch schlechte Ernährung oder Stress – kann daher nicht nur Verdauungsprobleme, sondern auch mentale Auswirkungen haben.
Die Parallelen: Mikrobiom im Boden und im Darm
Die Funktionsweise von Boden und Darm ist überraschend ähnlich. Beide sind auf ein vielfältiges Mikrobiom angewiesen, um ihre Arbeit optimal zu verrichten. Gesunde Böden fördern das Wachstum nährstoffreicher Pflanzen. Ein gesunder Darm wiederum sorgt für die Aufnahme und Verarbeitung dieser Nährstoffe. Doch wie Monokulturen den Boden schädigen, kann eine einseitige Ernährung das Darmmikrobiom aus dem Gleichgewicht bringen.
„Das Leben an sich liebt Vielfalt. Das ist ein Garant für Stabilität – im Boden wie im Körper.“
- Böden brauchen Vielfalt: Fruchtfolgen und Mischkulturen fördern die Biodiversität und schaffen langfristig gesunde Böden.
- Unser Darm braucht Vielfalt: Eine abwechslungsreiche Ernährung mit Ballaststoffen, fermentierten Lebensmitteln und frischem Gemüse unterstützt ein stabiles Darmmikrobiom.
Praktische Ernährungstipps von Martin Grassberger
- Auf regionale und saisonale Produkte setzen, um die Umweltbelastung zu verringern.
- Fermentierte Lebensmittel wie Sauerkraut oder Joghurt in die Ernährung integrieren.
- Ballaststoffreich essen – Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte fördern ein gesundes Darmmikrobiom.
- Stark verarbeitete Lebensmittel vermeiden, da diese oft nährstoffarm sind.
Der Einfluss der Landwirtschaft auf die Ernährung
Die industrielle Landwirtschaft trägt maßgeblich dazu bei, dass sowohl der Boden als auch die menschliche Gesundheit leiden. Grassberger fordert eine Rückbesinnung:
„Regenerative Landwirtschaft ist keine Option, sondern eine Notwendigkeit.“
Bio-Produkte aus nährstoffreichen Böden bieten nicht nur eine bessere Qualität, sondern legen die Basis für eine nachhaltige Ernährung, die Körper und Geist gleichermaßen stärkt.
Jetzt reinhören
In der aktuellen Podcastfolge teilt Martin Grassberger seine Gedanken zur Rolle der Gastronomie in der nachhaltigen Ernährung. Warum Restaurants und Küchen als Multiplikatoren für Veränderung dienen können, erfahren Sie hier. Reinhören und inspirieren lassen!
Ein Plädoyer für mehr Vielfalt
Regionale und saisonale Lebensmittel aus biologischem Anbau tragen dazu bei, den Boden zu regenerieren und das Mikrobiom des Menschen zu fördern. Grassberger bringt es auf den Punkt: „Nicht umsonst sagt man: Du bist, was du isst. Die Frage ist: Was bin ich mir wert? Das hat was mit Selbstfürsorge zu tun.“
Gesundheit beginnt bei der Erde
Die Verbindung zwischen Boden und Darm zeigt, wie eng die Gesundheit des Menschen mit der Natur verwoben ist. Ein gesunder Boden bildet die Grundlage für nährstoffreiche Lebensmittel, die das Darmmikrobiom unterstützen. Regenerative Landwirtschaft und eine bewusste Ernährung sind daher nicht nur Umweltfragen, sondern direkte Investitionen in die eigene Gesundheit. Grassberger unterstreicht abschließend: „Wenn wir den Boden schützen, schützen wir auch uns selbst.“