Dass sauer lustig macht, weiß nun wirklich jeder, wobei auf die Frage nach dem Warum schon weitaus weniger eine Antwort haben dürften (Lösung: am Ende dieses Texts). Dass aber sauer, genauer gesagt: ein Schuss Apfelessig, auch gesund sein kann, das ist deutlich weniger und höchstens den Älteren unter uns noch bekannt.
Apfelessig hat so viele Facetten, dass es einer Verkürzung gleichkäme, ihn ausschließlich im kulinarischen Kontext zu beleuchten. Die Verwendung in der Küche ist das Highlight, keine Frage, schließlich zählen wenige Tropfen eines eingekochten, mehrere Jahre alten balsamischen Apfelessigs auf einem Stück Käse zum Köstlichsten, was dieses Land zu bieten hat. Doch erschöpft ist der Anwendungsbereich dieses Apfel-Abkömmlings damit noch lange nicht.

Unbegrenzt haltbar
Die Herstellung ist simpel (in der Theorie) und benötigt nichts weiter als reife Äpfel, die gepresst bzw. gemaischt werden. In der ersten Fermentationsphase wird der Zucker des Safts in Alkohol umgewandelt. In der zweiten Phase wird die sogenannte Essigmutter hinzugefügt, und Essigsäurebakterien wandeln den Alkohol in Essigsäure um, wodurch der saure Geschmack entsteht. Nach der Fermentation wird der Essig gefiltert und abgefüllt. In geschlossenen Flaschen ist er dann unbegrenzt haltbar, da er von der eigenen Säure konserviert wird.
Viele der gesundheitlichen Bestandteile von Äpfeln sind im Anschluss auch im Apfelessig enthalten.
Die Wirkung von Apfelessig
- Apfelessig enthält unter anderem Magnesium, Kalium, Kalzium, Eisen, Kupfer und viele weitere Inhaltsstoffe, weshalb ihm eine gesundheitsfördernde Wirkung zugeschrieben wird und er seit Jahrhunderten als Hausmittel gilt.
- Apfelessig ist ein natürliches Konservierungsmittel und kann dabei helfen, Lebensmittel länger haltbar zu machen.
- Verdünnter Apfelessig wirkt klärend und antibakteriell auf die Haut. Er hat einen ähnlichen pH-Wert und kann somit seine Wirkung entfalten, ohne die Haut zu schädigen.
Anregend und gesund
Ein wenig Apfelessig auf nüchternen Magen, immer verdünnt mit etwas Wasser, macht frisch und munter, das wussten schon die Großeltern. Er regt den Stoffwechsel sowie die Speichelbildung an, weshalb Mahlzeiten besser verwertet werden. Wer daran Geschmack gefunden hat, könnte über eine Apfelessig-Kur nachdenken, bei der man den Tag für einen längeren Zeitraum so startet, zugleich feste Nahrung weglässt und viel Flüssigkeit zu sich nimmt, in Form von Suppe, Tee und Wasser. Dies soll sowohl die Entschlackung unterstützen als auch die Fettverbrennung ankurbeln.
Mythos oder Fakt: Kann man mit Apfelessig abnehmen?
Häufig ist von der Apfelessig-Diät zu lesen. Vor jeder Mahlzeit ein Glas lauwarmes Wasser mit einem Esslöffel Apfelessig sollen helfen, Gewicht zu verlieren. Doch dafür gibt es bis heute keinen zweifelsfreien wissenschaftlichen Beleg. Allerdings unterstützt Apfelessig offenbar eine Stabilisierung des Blutzuckers und kann somit Heißhunger-Attacken stoppen.
Zur äußerlichen Anwendung, etwa bei Akne, wird er ebenfalls benutzt, nicht zuletzt, weil er antibakterielle Eigenschaften hat. Ein verdünntes Apfelessig-Wasser-Gemisch kann als Gesichtswasser verwendet werden, um die Haut zu reinigen. Dank seiner antimykotischen Eigenschaften kann Apfelessig bei der Behandlung von Pilzinfektionen auf der Haut helfen.
Wenige Tropfen reichen aus
Die Paradedisziplin dieses Alleskönners bleibt aber die Küche, aus der er nicht wegzudenken ist. Am oberen Ende der Skala – und dementsprechend hochpreisiger – sind Vertreter, die lange gelagert wurden und unvergleichlich aromatisch schmecken. Insbesondere die Balsam-Apfelessige sind wahre Geschmacksgranaten, die der knackigen Säure malzig-süße Noten entgegensetzen. Da wenige Tropfen ausreichen, etwa auf Erdbeeren, Pfirsichen oder Käse, kann man dennoch lange Spaß an einem kleinen Fläschchen haben.
In Dressings liefert Essig verlässlich den Säurekick, den ein Salat braucht. Doch auch bei vielen warmen, insbesondere schweren Gerichten, verleiht ein Schuss Apfelessig willkommene Frische. Der Mythos, dass Apfelessig – so wie andere saure Lebensmittel lustig machen soll – sei hiermit aufgeklärt: Lustig ist eine falsche Ableitung früherer Sprachformen; richtig müsste es heißen »sauer macht gelüstig«: Ähnlich wie ein Aperitif regt Saures Appetit und Verdauung an.