Seit 13 Jahren trägt das 4-Sterne-Superior-Hotel „Alpin Juwel“, das auf 1.100 Metern Seehöhe hoch über dem Glemmtal thront und einen unvergleichlichen Panoramablick bietet, die Handschrift von Alexander Schwabl und seiner Frau Tamara. Es ist eine Handschrift, die eines inkludiert: Alexander wird nicht beleidigt sein, wenn ihm jemand sagt, er sei ganz schön verrückt.

Denn die Philosophie, die er seit der Betriebsübernahme am 12. 12. 2012 ins Haus implantiert hat, beruht schließlich darauf, dass sich seine alten Werte ganz massiv verrückt haben: „Wir waren früher ein stinknormales konventionelles Haus wie viele andere – mit Industrieprodukten, Mikrowelle und allem, was da sonst noch dazugehört.“
Suppenpulver, Geschmacksverstärker, all das war für Alexander als klassisches Gastro-Kind kulinarischer Alltag gewesen. Aber dann kamen seine eigenen Kinder Neo und Noah zur Welt, und als der Ältere mit diesem immer noch weit verbreiteten Wirtshausessen zu fremdeln begann, Hautausschlag und Juckreiz bekam, fing für Alexander eine Reise in eine andere Welt an, in der am Ende nichts mehr so stehenblieb, wie er es von klein auf gekannt hatte. Eine Reise, die ihn zunehmend faszinierte und die tatsächlich fast alles verrückte: „Ich habe den Unterschied zwischen Lebens- und Nahrungsmitteln herausgefunden. Das Nahrungsmittel ist ein Füllstoff, der zwar länger haltbar ist, mit dem die Zellen aber wenig anfangen können. Ein Lebensmittel aber ist das, aus dem der Körper seine Energie ziehen kann, etwas, das ihm guttut.“
„Mutter Natur“ ist die Küchenchefin
Im „Alpin Juwel“ begann damit ein nachhaltiger Transformationsprozess in Richtung regionaler Bio-Qualität: „Das hat ein Weilchen gedauert, aber Schritt für Schritt haben wir richtig coole Produzentinnen und Produzenten gefunden“, erzählt Alexander. Heute verwendet die Hotelküche nahezu ausschließlich Bio-Dinkelmehl, Bio-Rübenzucker, Steinsalz und Bergbäuer:innen-Heumilch von der Alm sowie Fisch und Fleisch aus nachhaltiger Zucht.
Nichts mehr erinnert an die ehemalige industriell geprägte Verpflegung. Stattdessen delektiert man sich an Gourmet-Wahlmenüs, über denen ein unverrückbares Credo steht: „Wir bieten alpine Küche, inspiriert von Mutter Natur“, sagt Alexander. Das gilt auch für die sogenannten einfachen Gerichte, denn nirgendwo sonst wird man wahrscheinlich eine 72 Stunden fermentierte Dinkelpizza auf der Speisekarte finden.
„Als unsere Kinder unser Essen nicht mehr vertragen haben, begann das große Umdenken. Da sind wir nämlich draufgekommen, dass wir ziemlich viel Junkfood hatten.“
Was Alexander besonders freut: „Den Weg dorthin gingen alle gemeinsam. Unsere Mitarbeiter:innen haben sich mit unserer Philosophie mitentwickelt.“ Aber nicht nur die. Auch die Hausgäste schätzen es außerordentlich, dass man von diesem so wunderschön gelegenen Hotel nicht nur einen prachtvollen Ausblick in die Ferne genießt, sondern dass sich auch im Inneren der Blick aufs Wesentliche gerichtet hat.
Nämlich im Einklang mit der Natur und ihren Ressourcen zu leben und zu arbeiten: „Unsere Küche bietet täglich 13 Gerichte an, wir arbeiten nach dem Zero-Waste-Soulfood-Konzept, und bei uns schließt sich täglich der Kreis, weil wir alles verwerten“, erklärt Alexander.
„Wir haben ein fertiges Konzept für hundertprozentig ökologische Hotels in der Schublade. Solche würden wir gern auf der ganzen Welt bauen.“
Heimische Hölzer und Energiesteine
Schritt für Schritt wurde nicht nur die Küche, sondern das ganze Hotel an die neuen Werte angepasst. In den Zimmern und Suiten verarbeitete man hauptsächlich Holz, und zwar die heimischen Arten Fichte, Eiche und Zirbe. Das ganze Haus wurde Elektrosmog-harmonisiert, zwischen 23 und 7 Uhr gibt es hier kein WLAN, und unter jedem Bett liegt ein Amethyst, dem eine beruhigende Wirkung auf Herz und Nerven nachgesagt wird: „Wir haben in völliger Leichtigkeit von der Küche bis zu unserem Spa-Bereich eine neue Philosophie entwickelt, die von sehr viel altem Wissen gespeist wird“, sagt Alexander.
Wer nun aber meint, dass sich der sehr spezielle Hotelier damit bereits am Ziel wähnt, irrt gewaltig: „Der Weg ist das Ziel. Wir sind zwar auf einem sensationellen Weg, haben aus einem einst ganz normalen Hotel ein Haus des Bewusstseins gemacht, aber wir sind noch lange nicht angekommen“, sagt Alexander und ergänzt: „Mir fängt etwas erst richtig gut zu gefallen an, wenn jemand sagt, dass etwas nicht geht. Man muss nur mutig sein und das Ego ausblenden, dann geht fast alles.“
Deshalb sollte man auch seinen Traum, überall auf der Welt Öko-Hotels zu bauen, nicht gleich ins Reich der Phantastereien schieben. Denn so wie Alexander Schwabl das bisher angepackt hat mit dem „Alpin Juwel“, ist man durchaus versucht, ihm auch das zuzutrauen.