Ein „Regionalitäts-Check“ der Landwirtschaftskammer Niederösterreich (LK NÖ) hat eine hitzige Debatte ausgelöst. Die Untersuchung von 71 Bio-Produkten aus Supermärkten, die sich auf deren Herkunft konzentrierte, wird von Enkeltaugliches Österreich (ETÖ) und anderen Bio-Pionier:innen scharf kritisiert. „Die ‚Untersuchung‘ der Landwirtschaftskammer NÖ schadet Bio und führt in die falsche Richtung“, betont Barbara Holzer-Rappolt von ETÖ in einer Presseaussendung.
„Entscheidend ist das ‚Wie‘, nicht nur das ‚Woher‘.“
Bio und Regional – ein unsinniger Gegensatz
„Bio und regional – das eine hat mit dem anderen überhaupt nichts zu tun”, sagt Holzer-Rappolt gegenüber Gaumen Hoch. Die LK NÖ hatte in ihrer Aussendung hervorgehoben, wie viel Prozent der getesteten Bio-Produkte aus Österreich stammen. Für Holzer-Rappolt ist diese Botschaft problematisch: „Damit wird suggeriert, dass Regionalität automatisch besser sei – unabhängig von den Produktionsstandards.“ Für das ETÖ-Vorstandsmitglied ist klar: Regionalität allein stelle kein Qualitätsmerkmal dar – entscheidend sei die Produktionsweise. „Es gibt regionales Bio und regionales konventionelles Essen – entscheidend ist das ‚Wie‘, nicht nur das ‚Woher‘“, erklärt Holzer-Rappolt. Sie verweist darauf, dass die Produktionsweise für 90 bis 95 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich ist, während Transport nur einen kleinen Anteil ausmacht.
Elisabeth Zoubek vom ADAMAH BioHof ergänzt: „Das beste Bio ist natürlich regional, aber Bananen oder Kaffee wachsen nicht bei uns. Wichtig ist, dass sie biozertifiziert sind – das garantiert geprüfte Qualität.“ Holzer-Rappolt: „Regionalität unterliegt keinerlei Kontrolle. Wer will regionale chemisch-synthetische Pestizide oder Kunstdünger? Nur biologisch produzierte Lebensmittel garantieren saubere Atemluft, Grundwasser und Böden.“
Das bestätigte auch Johannes Gutmann von SONNENTOR gegenüber der ETÖ: „Bio schafft überall auf der Welt umweltfreundliche Standards, Vertrauen und Wertschöpfung – das steht transparent auf jedem Etikett.“ Manuela Raidl-Zeller, Geschäftsführerin von SONNENTOR, betont in der ETÖ-Presseaussendung: „Biologische Lebensmittel gehören zu den am strengsten kontrollierten überhaupt – und: die Biolandwirtschaft, egal wo, schützt unsere Gesundheit, Biodiversität, sauberes Wasser und unsere Böden. Deshalb ein klares Ja zu mehr Bio und weniger Bio-Bashing.“
„Wir wünschen uns Wertschätzung für das, was biologische Landwirtschaft für unser Land leistet.“
Irreführende Botschaften und fehlende Wertschätzung
Die ETÖ kritisiert zudem die fehlende Anerkennung für die Leistungen der biologischen Landwirtschaft. Holzer-Rappolt fordert: „Mehr als ein Viertel unserer Bäuer:innen, fast ein Drittel, sind Bio-Bäuer:innen. Sie sorgen für Biodiversität, sauberes Trinkwasser und gesunde Böden – das müsste belohnt werden.“ Manfred Huber, Gründer von Sonnberg Biofleisch: „Es ist ein Skandal, dass unsere eigene Landwirtschaftskammer die Erfolge der Bio-Bäuer:innen und Bauern so wenig wertschätzt. Fast ein Drittel aller österreichischen Landwirt:innen arbeitet bereits nach Bio-Standards – und erntet dafür Gegenwind statt Unterstützung. Dies ist unverständlich.“ Holzer-Rappolt appelliert direkt an die LK NÖ: „Wir wünschen uns Wertschätzung für das, was biologische Landwirtschaft für unser Land leistet.“ Zoubek wünscht sich außerdem mehr Aufklärung für Konsument:innen: „Es gibt so viele Siegel und Werbebotschaften – da wird ein falsches Bild vermittelt.“
Schluss mit dem Bio-Bashing
Die Diskussion zeigt deutlich: Das Ausspielen von biologischer gegen regionale Landwirtschaft ist nicht nur unsinnig, sondern schädlich für Konsument:innen und Umwelt gleichermaßen. Barbara Holzer-Rappolt fordert klar: „Dieses Bio-Bashing muss aufhören! Es ist sinnbefreit und kontraproduktiv. Je regionaler, desto mehr Bio – das ist es, was wir uns alle wünschen.“ Die Zukunft liegt in einem gemeinsamen Weg – für eine nachhaltige Landwirtschaft in Österreich und darüber hinaus.