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Sattva Vegan

Michael Kleins Restaurant „Sattva Vegan“ in Wien bietet biologische, frische, ayurvedische Küche für jeden Tag – gute Gründe für eine ewige Wiederkehr.
Sattva Vegan Restaurant in Wien
© Gaumen Hoch

Das Prinzip der ewigen Wiederkehr

von Sebastian Hofer

In der altindischen Medizinlehre Ayurveda steht das Prinzip Sattva für Reinheit und Ausgeglichenheit, für Wahrhaftigkeit und Erkenntnis. Wie es sich mit diesem Prinzip in der Wiener Apostelgasse verhält, stellt man am besten mit einem Blick in Michael Kleins Küche fest. Dieser Blick ist zum Glück unverbaut: In Michaels „Sattva Vegan“ können die Gäste direkt von ihren Tischen aus durch eine Art offenes Sichtfenster (unter dem eine exquisite Kochbuchsammlung verstaut ist) in die Küche hineinschauen – Transparenz aus Prinzip.

Schön, aber was hat das mit Reinheit und Ausgeglichenheit zu tun? Nun: In der besagten Küche bereitet Michael Klein vegane Gerichte zu, die zu mindestens 95 Prozent aus Bio-Produktion stammen und, so weit wie möglich, auch aus lokalem Anbau (bloß einige Gewürze und Nüsse sowie Kokosmilch und Kakao kommen von weiter her).

„Die Idee ist es, Essen als heilendes Element zu begreifen.“  
Michael Klein

Diese Gerichte basieren auf ayurvedischen Grundlagen – und hier kommt nun endlich Sattva ins Spiel: „Sattva ist ein Element in der ayurvedischen Küche“, erklärt Michael: „Die Idee ist es, Essen als heilendes Element zu begreifen. Sattva steht für positive Energie und Harmonie. Es hat mich immer fasziniert, wie man mit frischen Zutaten und Gewürzen dem Körper etwas Gutes tun kann.“  

Man kann Sattva also auch schmecken, in den täglich wechselnden Gerichten, die Michael in seiner offenen Küche zubereitet – immer vegan, grundsätzlich frisch, durchwegs aus Bio-Zutaten, mit großer Gewissenhaftigkeit und östlicher Weisheit: Kraftsuppe mit Perlcouscous, Gemüse-Curry und Linsen-Dal mit Koriander-Raita und Dattel-Tomaten-Chutney; aber auch Moussaka, Burger oder eine Dinkel-Lasagne al Forno mit Soja-Bolognese, denn ja: „Im Grunde kann man fast alle Gerichte nach ayurvedischen Prinzipien kochen. Es muss nicht indisch sein.“

© Gaumen Hoch
Wok Gemüse mit Tofu bei Sattva Vegan

Michael Klein stammt übrigens nicht aus Wien und auch nicht aus Indien, sondern aus New Jersey, USA. Er hat in Österreich lange Zeit als Software-Entwickler gearbeitet, aber daneben auch schon sehr lange einen Traum gehegt. Bei dessen Verwirklichung ist ihm die Realität das eine oder andere Mal dazwischengekommen, aber das war im Nachhinein betrachtet gar nicht so schlecht. Schon während seiner Software-Karriere hat er immer gern und gut gekocht, und wenn er seine Currys und Suppen ins Büro mitbrachte, bekam er von Kolleg:innen stets zu hören, dass er da unbedingt etwas daraus machen möge, denn das schmecke alles so dermaßen fantastisch. Und so entstand eben jener Traum, vom eigenen Lokal, irgendwann …

© Gaumen Hoch
Sattva Vegan Restaurant in Wien
„Sattvisches Kochen bedeutet, dass wir auf Fertigprodukte verzichten und wirklich alles täglich frisch zubereiten.“
Michael Klein

Dieses Irgendwann wurde im Jahr 2019 konkreter: Michael wechselte zu einem Catering-Unternehmen und schmiedete Pläne, seine Gerichte bald mit einem Foodbike an wechselnden Standorten zum Mittagstisch anzubieten. Doch dann kam Corona, die Pläne wurden verschoben – und schließlich hatte ein Kollege vom Catering eine interessante Nachricht: Es gäbe da dieses Lokal in der Apostelgasse. Michael schlug zu, eröffnete direkt in den zweiten Lockdown hinein, „und auch das war in Wirklichkeit gar nicht so schlecht, weil wir mit dem Takeaway-Geschäft langsam und mit einem kleinen Team wachsen konnten.“

Inzwischen hat Michael sechs Mitarbeiter:innen und steht prinzipiell immer zu zweit in der Küche, denn „sattvisches Kochen bedeutet, dass wir auf Fertigprodukte verzichten und wirklich alles täglich frisch zubereiten. Darum ist unsere Karte auch eher klein. Zum jeweiligen Mittagsteller gibt es am Abend noch zwei bis drei verschiedene Gerichte von der Wochenkarte.“

Im Hinduismus gilt (und ja, wir verkürzen hier ein wenig) das Prinzip der ewigen Wiederkehr. Man kann dieses ruhig auch essend beherzigen: in der Apostelgasse in Wien-Erdberg, täglich ab 11.30 Uhr.

Michael Klein von Sattva Vegan

Michael Klein

Drei Dinge, die du immer im Kühlschrank hast?
Frisches saisonales Gemüse, Pflanzenmilch (Hafer-, Soja- oder Mandelmilch) und ganz viele (am besten selbstgemachte) Soßen, Dressings, Dips, Aufstriche etc.
Was kocht deine Partnerin besser als du?
Erdäpfelknödel (aka „Gummiknödel“). Sie liebt sie heiß und macht sie ganz oft, während mir meist die Geduld dafür fehlt.
Die schlimmste kulinarische Erfahrung, die du je gemacht hast?
Wir haben im ersten Jahr, nach knapp einem Monat Restauranterfahrung, ganz naiv um die 90 Bestellungen für ein Weihnachtsmenü inklusive Lieferung in ganz Wien angenommen. Dabei haben wir die Lieferlogistik völlig unterschätzt. Zudem waren viele Geschäfte geschlossen, was zu ernsthaften Problemen beim Kochen der Gerichte geführt hat. Am Ende war alles viel zu spät, es gab einen Riesenshitstorm auf Facebook und wir mussten die meisten Menüs gratis herschenken.
Wofür bist du dankbar?
Dass ich überhaupt die Chance habe, als Quereinsteiger ein Lokal führen zu können, mich dabei in der Küche austoben zu dürfen und meine Lieblingsspeisen sowie Experimente mit möglichst vielen Menschen teilen zu können.
Der wichtigste Rat, den du in puncto Kochen bekommen hast?
Suppengemüse immer anrösten – immer!
Sattva Vegan

Sattva Vegan ist Mitglied von Gaumen Hoch*

*Gaumen Hoch ist eine Gemeinschaft von Menschen aus der Gastronomie und Landwirtschaft, die sich mit ihrem verantwortungsvollen Handeln für einen gastronomischen Wandel einsetzen. Mit ihrer Mitgliedschaft leisten sie einen Beitrag, um diese Veränderung zu unterstützen. Gaumen Hoch-Mitglieder bekennen sich zu unserem Wertemanifest und werden jährlich von einer unabhängigen Zertifizierungsstelle geprüft.

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