Einmal rund um den oberösterreichischen Gleinkersee spazieren die meisten in etwa 33 Minuten. Wer kleine Kinder mithat oder begeisterte:r Naturfotograf:in ist, rechnet lieber mit einer Stunde. Aber egal, wie oft der Ausblick bewundert oder das Kind abgetrocknet wird – am Ende fallen alle hungrig beim Seebauer ein. An einem schönen Tag können das bis zu 1000 Gäste werden. Als Ausflugslokal ist das Gasthaus darauf vorbereitet und kommt dabei ohne Fritteusengeruch und Plastikbesteck aus.
„Bio ist die einzig unabhängig kontrollierte Lebensmittelqualität. Wir wollten das von Anfang an belegen und nicht nur draufschreiben.“
„Wir wollen ein Ausflugslokal sein und es kulinarisch trotzdem anders machen“, sagen Gunda und Klaus Dutzler. Als die beiden das Lokal vor 15 Jahren von Gundas Eltern übernahmen, wurde auch schon gut gekocht, aber mit der Neuausrichtung wurde der Seebauer auch noch 100 Prozent biozertifiziert. „Bio ist die einzig unabhängig kontrollierte Lebensmittelqualität. Wir wollten das von Anfang an belegen und nicht nur draufschreiben“, erklärt Klaus.
Vollkommen transparent ist auch die Herkunft der Lebensmittel. Auf der Speisekarte können Gäste die Produzentinnen und Produzenten von Gemüse, Fleisch, Gebäck, Eier usw. nachlesen, wobei das Motto eindeutig ist: Es kommt alles aus der Gegend.
Qualität ohne Kilometer
„Wir sind im steten Kontakt mit über 20 Produzentinnen und Produzenten. Die meisten sind aus Oberösterreich, der Käse kommt aus Tirol und die Fische aus der Steiermark, aber wir beziehen sicher 70 Prozent ohne Zwischenhändler und fahren auch persönlich hin. Ich kenne fast alle“, sagt Klaus. „Viele kleine Betriebe bemühen sich sehr. Die Produkte schmecken besser und haben gleichzeitig positive Folgen für die Landwirtinnen und Landwirte, für die Arbeitsweise und für die Tiere. Ich bekomme einfach ein besseres Lebensmittel.“ Den Großteil des Rindfleischs und einen Teil des Schweinefleischs haben die Dutzlers sogar selbst.
„Schnitzel gibt’s nur, wenn wir Zeit haben, und zwar aus der Pfanne. Eine Fritteuse haben wir nicht!“
Einige Schweine und Rinder stehen direkt am See und werden vom Seebauer mitbetreut. Abgesehen davon, dass Tiere immer ein Hit für Familien sind, hat das praktische Gründe: Die Schweine fressen alles, was in der Küche bei der Zubereitung der Speisen übrigbleibt, und werden nach einem sehr schönen Schweineleben mit viel Auslauf stressfrei vom Haus-Fleischhauer geschlachtet und als Ganzes verarbeitet. Dann stehen neben dem Signature-Schweinsbraten auch mal Pulled Pork Burger oder Würstel auf der Tageskarte. „Schnitzel gibt’s nur, wenn wir Zeit haben“, meint Gunda „und zwar aus der Pfanne. Eine Fritteuse haben wir nicht!“
Die Extrameile am Bergsee
Es kann natürlich passieren, dass sich darüber beschwert wird, dass es keine Pommes oder Coca Cola gibt, aber der Großteil der Gäste – viele davon Stammpublikum und Ausflügler:innen aus Wien – kommt genau deshalb: Weil sie hier was anderes bekommen. Ein oberösterreichischer Wirt samt Campingplatz und Hochseilgarten mit Gemüse-Hirse-Laibchen, Belugalinsen-Salat, Gemüsequiche oder Kokos-Curry auf der Karte ist für viele eine ebenso schöne Überraschung wie das 25 Grad warme Wasser des Bergsees.
Für Gunda und Klaus ist das die größte Motivation: Ein Lokal zu schaffen, wo sie selbst gerne hingehen. „Das Feedback der Gäste ist sehr positiv. Das ist der Grund, warum wir uns jeden Morgen wieder hinstellen und Zwiebel schälen“, sagt Gunda. Trotz unglaublicher Mengen wird nämlich täglich frisch gekocht. Im Sommer arbeiten in der Küche bis zu zwölf Personen.
„Wir sind kein Bobo-Projekt, sondern kochen bodenständige, österreichische Küche.“
Die Personalplanung sowie die fehlende Wertschätzung für hochwertige Lebensmittel von manchen Gästen sind neben dem unberechenbaren Wetter die größten Herausforderungen – vor allem in einem Saisonbetrieb. „Aufmerksame Gäste merken die Extrabemühungen sofort, aber um das alles zu erfassen, müssten wir den Leuten beim Kommen einen Audio-Guide umhängen“, scherzt Klaus. Die Bedeutung von gesunden Lebensmitteln und der Unterschied in den Produktionsweisen sind Klaus ein Anliegen, das er sehr gerne transportiert. „Ich möchte aber auch nicht belehrend sein“, ergänzt er. „Wir sind kein Bobo-Projekt, sondern kochen bodenständige, österreichische Küche. Nur mit besseren Produkten.“