Falafel, Hummus – wenn die leicht nussig schmeckende Kichererbse im kulinarischen Kontext vorkommt, dann fast immer in ausländischen Gerichten. Kein Wunder, populär ist sie insbesondere in den Küchen des Nahen Ostens, Indiens und Mexikos. Aber auch in Italien, wo sogar mit Kichererbsenmehl gebacken wird. Original österreichische Rezepte mit der Kichererbse gibt es bislang eher selten (wenn überhaupt).

Dabei ist es gar nicht so unwahrscheinlich, dass sich das künftig ändert. Denn auch wenn die Kichererbse ursprünglich aus den Mittelmeerländern, Vorderasien und Indien stammt – mittlerweile wächst die nährstoffreiche Hülsenfrucht auch bei uns, etwa im Waldviertel und in Niederösterreich.
Wohltat für den Boden
Der Klimawandel macht den Anbau auch hierzulande möglich. Im April werden die Kichererbsen gesät, die Ernte erfolgt im Spätsommer. Das sorgt nicht nur für kurze Wege, sondern führt auch zu weiteren positiven Effekten. Kichererbsen, wie viele andere Hülsenfrüchte, haben eine besondere Beziehung zu Knöllchenbakterien, die es ihnen ermöglicht, Stickstoff aus der Luft zu nutzen. Diese Bakterien leben in Symbiose mit den Wurzeln der Kichererbsenpflanzen und wandeln Stickstoffgas in Ammoniak um, was Pflanzen verwerten können.
Dieser Prozess, biologische Stickstofffixierung genannt, ermöglicht Kichererbsenpflanzen, den Stickstoff für ihr Wachstum aufzunehmen. Der in den Pflanzen gebundene Stickstoff bleibt nach ihrem Abbau im Boden und kommt so anderen Gewächsen zugute.
Das wiederum verringert den Bedarf an künstlichem Dünger und macht Kichererbsen zu einem beliebten Saatgut der nachhaltigen Landwirtschaft. Sie verbessern die Bodenfruchtbarkeit und verringern die Abhängigkeit von chemischen Düngemitteln, weshalb sie in Zukunft wohl noch häufiger auf heimischen Äckern zu sehen sein werden.
Was gibt’s denn da zu kichern? Zur Wortherkunft der Kichererbse | Der Name der Kichererbse spiegelt ein Stück Sprachgeschichte. Ursprünglich aus dem Lateinischen „cicer“ abgeleitet, das Erbse bedeutet, fand das Wort seinen Weg über das Mittelhochdeutsche „kicher“ in unsere moderne Sprache. Streng genommen heißt sie also Erbseerbse – darüber könnte man jetzt tatsächlich ein bisschen kichern. |
Kichererbse als vegane Alternative
Dass die wertvolle kleine Hülsenfrucht noch andere Talente hat, zeigt sich im aktuellen Boom alternativer Proteine. Weil Eiweiß aus pflanzlichen Quellen hoch im Kurs steht, steigt die Verwendung von Kichererbsen derzeit rasant. Dabei kommt sie in neuen, ungewöhnlichen Zusammenhängen vor. Wer schon einmal ein veganes Baiser gegessen hat, hat höchstwahrscheinlich schon Bekanntschaft mit Aquafaba gemacht. Wörtlich übersetzt heißt das: Bohnenwasser – die leicht eingedickte Flüssigkeit, die beim Einlegen von Hülsenfrüchten entsteht. Es kann als vegane Alternative zu Eischnee verwendet werden und macht sich auch gut in Makronen und Mousses.
Gesunder Proteinlieferant mit Geschmack
Fest etabliert ist die Kichererbse in der herzhaften Küche. Wer auf Fleisch verzichtet, findet in ihr einen verlässlichen Proteinlieferanten – was auch ein Grund dafür ist, dass sie mittlerweile in einigen tierfreien Produkten Fleisch oder Eier ersetzt.
Zum Vergleich: Rinderfilet hat einen Gehalt von ca. 21 Gramm Eiweiß auf 100 Gramm, ein Schweinsschnitzel kommt auf 22 Gramm. 100 Gramm getrocknete Kichererbsen enthalten 19 Gramm, also fast genauso viel. Dieses pflanzliche Eiweiß kann in Kombination mit Getreide eine vollständige Aminosäurezusammensetzung bieten, was besonders für Vegetarier:innen und Veganer:innen von Vorteil ist. Historisch gesehen war diese Kombination nicht nur schmackhaft, sondern auch ernährungsphysiologisch sinnvoll.
Mythos oder Fakt: Kichererbsen sind schwer verdaulich | Kichererbsen sind nicht nur reich an Eiweiß, Mineralien und Vitaminen, sie enthalten auch viele Ballaststoffe, was sie zu einer wertvollen Zutat für die Ernährung macht. Menschen mit einem sensiblen Darm klagen bisweilen über Verdauungsbeschwerden, was damit zusammenhängt, dass die in Hülsenfrüchten enthaltenen Oligosaccharide erst im Darm aufgespalten und weiterverarbeitet werden. Ein möglichst langes Einweichen und Kochen von Kichererbsen ist ratsam, um Blähungen, ein Völlegefühl und andere Beschwerden zu reduzieren. Eine Prise Natron im Kochwasser kann ebenfalls helfen. Aufweichwasser und die Flüssigkeit von Dosenkichererbsen sollten nicht verwendet werden. Zudem verringert der passende Einsatz von Gewürzen wie Cumin, Kümmel, Fenchel und Anis das Risiko von Blähungen. Generell trägt die regelmäßige Aufnahme von Ballaststoffen, wie sie in Kichererbsen enthalten sind, auf lange Sicht zu einer gesunden Verdauung bei. |
Die heimische Kichererbse findet man häufig zu Miso weiterverarbeitet: Die ursprünglich japanische Würzpaste lässt sich in Eintöpfen und Suppen einsetzen und verleiht Speisen einen kräftigen Umami-Geschmack, was insbesondere in der fleischlosen Küche willkommen ist.