Wie wird die Zukunft schmecken? Die Antwort ist komplex, vielschichtig und vielleicht sogar ein wenig ironisch: Während wir über künstliches Fleisch sprechen, sucht unser Gaumen gleichzeitig nach Authentizität. In Sachen Nahrungsaufnahme fordern wir zunehmend auch Funktionalität – letztendlich soll’s nicht nur schmecken und der Umwelt Gutes tun, sondern auch Körper & Geist unterstützen. Hier sind die spannendsten Trends aus dem Netz.
1. Pflanzenbasierte Alternativen und kultiviertes Fleisch
Immer mehr Menschen greifen zu pflanzlichen Fleischalternativen, die nicht nur gut schmecken, sondern auch besser für die Umwelt sind. Kultiviertes Fleisch, das im Labor gezüchtet wird, bietet eine vielversprechende Perspektive, um die Welt nachhaltiger zu ernähren – ohne Tierleid und mit einem deutlich kleineren CO2-Fußabdruck.
Was ist kultiviertes Fleisch?
Dabei handelt es sich um Fleisch, das aus tierischen Zellen im Labor gezüchtet wird, ohne dass dafür Tiere getötet werden. Im Gegensatz zur herkömmlichen Fleischproduktion, bei der Tiere geschlachtet werden, erfolgt die Gewinnung von kultiviertem Fleisch ohne Tieropfer. Diese Methode könnte eine nachhaltigere Lösung bieten, indem sie den Ressourcenverbrauch, die Treibhausgasemissionen und das Leid der Tiere verringert.
2. Nachhaltigkeit und Zero-Waste
Der Trend zur Vermeidung von Lebensmittelverschwendung wird immer wichtiger. Zero-Waste-Konzepte, bei denen Nebenprodukte wie Schalen oder Kerne zu neuen Lebensmitteln verarbeitet werden, stehen im Fokus. Biologische Landwirtschaft bietet hier einen klaren Vorteil, da sie Ressourcen schont und Kreisläufe schließt.
„Nicht nur für meine Großeltern war es völlig normal alles zu verwenden. Auch für mich ist das selbstverständlich. Nose to Tail beim Tier sollte schon aus Gründen des Respekts vor dem Lebewesen selbstverständlich sein. Wenn ich schon ein Leben nehme, dann verwerte ich es auch komplett. Und das gleiche gilt auch für Pflanzen, Gemüse und eigentlich alles. Und sehr oft steckt auch viel überraschender Geschmack in diesen Produkten, die oft keiner will, weil man verlernt hat, was daraus zu machen. Ich finde zum Beispiel die Edelteile beim Fleisch meist viel langweiliger als die Backerl, die Brust oder auch die Innereien.“
3. Funktionale Bio-Lebensmittel
Lebensmittel, die den Körper unterstützen, liegen im Trend. Von immunstärkenden Zutaten bis zu adaptogenen Superfoods: Produkte wie Ingwer, Kurkuma oder funktionale Pilze – natürlich aus biologischem Anbau – sind beliebter denn je.
Was sind adaptogene Superfoods?
Dabei handelt es sich um natürliche Substanzen, die helfen, Stress zu reduzieren und das hormonelle Gleichgewicht fördern – sie passen damit perfekt in eine ganzheitliche, bewusste Ernährung. Beispiele: Ashwagandha (gegen Stress), Reishi-Pilze (stärkt das Immunsystem), Maca (für Energie und Hormonbalance).
4. Lokale Beschaffung und Hyperlokalität
Regionale und hyperlokale Lebensmittel gewinnen an Bedeutung. Ob aus dem Bauernhof nebenan oder direkt aus dem eigenen Stadtgarten – je kürzer der Weg vom Feld auf den Teller, desto besser. Bio-Betriebe setzen verstärkt auf Transparenz und lokale Wurzeln.
Hyperlokalität bezieht sich auf die Beschaffung, Produktion oder Vermarktung von Waren und Dienstleistungen in einem extrem engen geografischen Umkreis. Im Zusammenhang mit Lebensmitteln bedeutet das, dass Produkte aus der unmittelbaren Umgebung bezogen werden, oft im Umkreis weniger Kilometer. Beispiele für hyperlokale Lebensmittel sind:
- Urban Farming: Lebensmittel werden direkt in der Stadt produziert, z. B. in Dachgärten, Gemeinschaftsgärten oder vertikalen Farmen.
- Farm-to-Table: Restaurants, die Lebensmittel direkt von Bauernhöfen in der Nähe beziehen, ohne Zwischenhändler:innen.
- Lokale Eigenproduktion: Betriebe, die ihre eigenen Produkte anbauen oder züchten, z. B. Honig von den Bienenstöcken auf dem Restaurantdach.
„In einem Land wie Österreich, welches fruchtbare Böden und (noch!) reichlich Wasser hat, ist es mir ein Rätsel, warum wir einen derartigen Terminus erklären, diskutieren und ja sogar vermarkten müssen. Biologische, samenfeste von Hand gezogen und aus der Region bezogene Lebensmittel – das ist für mich normal und sollte es auch wieder für alle sein. Lasst es unsere gemeinsame Aufgabe sein, mehr gesunde Produkte auf den Teller zu bekommen – das ist ein Grundrecht. Grüße an dieser Stelle an die Politik und Lebensmittelindustrie.“
5. Alternative Getreide und Mehle
Teff, Amaranth und Maniok sind nur einige der „exotischen“ Getreidesorten, die unsere Vielfalt auf den Tellern erweitern. Diese Kulturpflanzen, die häufig in biologischem Anbau zu finden sind, bieten spannende Texturen und tragen zur Biodiversität bei.
„Alternative Getreide und Pseudogetreide können die Vielfalt auf dem Acker und auf dem Teller deutlich erhöhen. Darüber hinaus sind sie oft sehr widerstandsfähige Kulturpflanzen, die auch unter ungünstigen Bedingungen in sich verändernden Umwelten sichere Ernten liefern können. Einige Hirsen etwa können gut mit Trockenheit umgehen und werden rasch reif. Zunehmend interessant wird dabei auch der Anbau von Hirsearten, die bei uns noch relativ neu sind, wie die „Zwerghirse“ Teff. In ihrer Heimat Äthiopien wird sie zu gesäuertem Fladenbrot verarbeitet, hierzulande ist sie noch eine Nischenkultur. Auch Getreide-Amarant nutzt Wasser sehr effizient und ist je nach Sorte außerdem ein interessantes Blattgemüse für die Sommermonate.“
Alternative Getreide und Mehle
- Teff: Winziges Getreide aus Äthiopien, glutenfrei, reich an Eisen und Ballaststoffen.
- Amaranth: Pseudogetreide mit hohem Proteingehalt, nussig im Geschmack, glutenfrei.
- Maniok: Stärkehaltige Wurzelknolle, vielseitig verwendbar, Grundlage für Tapioka.
6. Erlebnisgastronomie mit Bio-Fokus
Immer mehr Restaurants bieten immersive Esserlebnisse an, bei denen alle Sinne angeregt werden. Dabei legen innovative Gastronominnen und Gastronomen besonderen Wert darauf, dass die verwendeten Zutaten aus biologischem Anbau stammen und die Geschichten hinter den Produkten erzählt werden.
„Unsere Mission ist es, Kulinarik zu schaffen, die berührt – am Herzen und am Gaumen. Wir laden unsere Gäste ein, den Moment zu genießen, Erwartungen loszulassen und sich von unserer Leidenschaft für Qualität, persönlichen Service und Respekt gegenüber Tier, Mensch und Umwelt inspirieren zu lassen. Mit kompromisslosem Fokus auf Geschmack und echter Transparenz möchten wir unvergessliche Erlebnisse schaffen, die bleiben.“
Beispiele für Erlebnisgastronomie
- Mörderische Jagd im Wirtshaus: Die Cateringqueens Rosa & Marie veranstalteten 2024 ein Krimidinner in Wien. Dabei paaren sie das Theaterstück „Endstation Mondstein“ mit vier völlig vegetarischen Gängen.
- Parvin Razavi vom Restaurant &flora und Ströck Feierabend luden 2024 zu einem Pop-up-Event: Hier wurden einen Tag lang exklusive Gerichte angeboten – eine Fusion von Backkunst und pflanzenbetonter Küche.
- Bei Eatrenalin sitzen Gäste des Europa-Parks in Rust in „Floating Chairs“ und werden durch verschiedene thematisch gestaltete Räume gefahren, während sie ein achtgängiges Menü genießen. Eine künstliche Intelligenz namens Lina führt durch den Abend und sorgt für eine immersive Erfahrung.
- 2023 und 2024 eröffnen in Wien die Food Markets Gleis//Garten und die Markterei.