„Regional“ hat Konjunktur. Auf dem Markt, im Supermarkt, im Kopf vieler Konsumentinnen und Konsumenten. Es klingt nach Nähe, nach Vertrauen – vielleicht sogar nach Nachhaltigkeit. Doch wer „regional“ automatisch mit „gut“ gleichsetzt, unterschätzt die Komplexität moderner Landwirtschaft. Denn: Regionalität ist ein geografischer Begriff. Kein ethischer, kein ökologischer und erst recht kein tierwohlbezogener. Was bedeutet also regional wirklich? Und was macht den Unterschied, wenn zusätzlich „bio“ draufsteht?
Regional ist nur eine halbe Wahrheit
Ein Schwein aus Niederösterreich, ein Ei aus der Steiermark, ein Apfel vom Bodensee – das alles ist regional.
Aber:
- Das Schwein kann auf Vollspaltenboden stehen, ohne jemals Tageslicht gesehen zu haben.
- Das Huhn kann aus reiner Bodenhaltung stammen, mit neun Artgenossen pro Quadratmeter.
- Der Apfel kann mehrmals mit synthetischen Fungiziden behandelt worden sein.
Was fehlt, ist die zweite Dimension: Wie wird produziert?
Regional ist die Richtung. Bio ist das Ziel.
Bio denkt weiter – ökologisch, ethisch, kontrolliert
Biologische Landwirtschaft folgt nicht nur dem Anspruch der Regionalität, sondern ergänzt sie um Substanz:
- Artgerechte Tierhaltung: Auslauf, Beschäftigung, Platz, Licht – und ein Leben, das diesen Namen verdient.
- Ökologische Prinzipien: Kein Glyphosat. Kein synthetischer Stickstoff. Keine Gentechnik.
- Regelmäßige Kontrolle: Zertifizierte Standards und unabhängige Inspektionen sorgen für Transparenz.
- Nachhaltiger Umgang mit Ressourcen: Fruchtfolgen, Humusaufbau, Biodiversität als Leitbild.
Bio heißt nicht perfekt. Aber es ist ein System, das Verantwortung ernst nimmt. In Österreich tragen Bio-Produkte das EU-Bio-Label, das diese Kriterien garantiert. Doch es gibt auch Verbände wie Bio Austria oder Demeter, die noch strengere Richtlinien verfolgen.
Regional ≠ Tierwohl – am Beispiel erklärt
Schweinehaltung:
Regional (konventionell) | Regional + Bio | |
---|---|---|
Haltung | Vollspaltenboden, kein Stroheinstreu | Stroheinstreu, Auslauf, Platzangebot |
Fütterung | Gentechnik erlaubt | Gentechnikfrei, biologisches Futter |
Auslauf | nicht vorgeschrieben | verpflichtend |
Kontrolle | Grundsätzlich staatlich, aber lückenhaft | mehrstufig, unabhängig, regelmäßig |
Regional ist ein Anfang. Aber wer zu Ende denkt, wählt auch bio.
Gemüse:
Regional (konventionell) | Regional + Bio | |
---|---|---|
Pflanzenschutzmittel | über 20 synthetische Mittel erlaubt | nur natürliche, streng regulierte |
Bodenbehandlung | Kunstdünger erlaubt | Humusaufbau, Kompost, Fruchtfolgen |
Sortenvielfalt | oft Hybrid, Fokus auf Ertrag | robuste, samenfeste Sorten bevorzugt |
Weil Nähe allein nicht reicht, wenn Tierwohl, Umwelt und Qualität auf der Strecke bleiben.
Der Etikettenschwindel durch Weglassen
Das Problem mit „regional“ ist nicht, dass es falsch ist.
Es ist, dass es nicht genug aussagt.
Ein Etikett, das uns beruhigt, aber nicht informiert, ist ein gefährliches Label.
Es lullt ein. Wo wir eigentlich wach bleiben müssten.
Unsere Haltung: Nur beides zusammen ergibt Sinn.
Wer saisonal, regional und biologisch einkauft, denkt umfassend.
Denn echte Nachhaltigkeit misst sich nicht an Kilometern, sondern an Konsequenz.
Es geht um das große Ganze:
- Das Tier, das lebt, nicht nur produziert.
- Die Pflanze, die ohne Rückstände gedeiht.
- Die Bäuerin, die im Einklang mit der Natur wirtschaftet.
Fazit: Regional + Bio = Verantwortungsvoll
Entscheide dich nicht nur für Nähe. Sondern für Haltung.
Ein bewusster Einkauf bedeutet, sowohl auf die Herkunft als auch auf die Produktionsweise zu achten. Denn nur so können wir sicherstellen, dass unsere Lebensmittel unseren ethischen und ökologischen Vorstellungen entsprechen.
Die Kombination aus regionaler Herkunft und biologischer Produktion bietet die besten Voraussetzungen für nachhaltige, tierfreundliche und gesunde Lebensmittel.