Wildschwimmen per se klingt fast schon verboten – ist es aber (meistens) nicht. Aber dazu gleich mehr. Es handelt sich dabei um das Baden in fließendem oder stehendem Wasser in der Natur – sei es in Flüssen, Bächen oder Seen. Chlorfrei, versteht sich. Hier sind vier Gründe, sich in Österreichs schönen Naturgewässern Abkühlung zu holen.
„Bei einem Fluss ist das Wasser, das man berührt, das letzte von dem, was vorübergeströmt ist, und das erste von dem, was kommt. So ist es auch mit der Gegenwart.“

1. Es ist unser gutes Recht
In Österreich ist das Baden in natürlichen Gewässern überall dort erlaubt, wo es nicht verboten ist. Das klingt erst einmal nach Bürokratendeutsch, ist jedoch eigentlich eine äußerst liberale Regelung. Solange man sich nicht auf einem Privatgrundstück oder in einem Naturschutzgebiet befindet und nirgendwo ein Verbotsschild zu sehen ist, kann in den Gewässern des Landes nach Herzenslust gebadet werden. Geregelt ist dies in § 8 Abs. 1 des Wasserschutzgesetzes. Dort heißt es:
„Der gewöhnliche, ohne besondere Vorrichtungen vorgenommene, die gleiche Benutzung durch andere nicht ausschließende Gebrauch des Wassers, soweit dadurch weder der Wasserlauf, die Beschaffenheit des Wassers oder die Ufer gefährdet, noch ein Recht verletzt oder ein öffentliches Interesse beeinträchtigt, noch jemandem Schaden zugefügt wird, ist jedermann ohne besondere Bewilligung erlaubt.“
Die besagte Nichtgefährdung von Wasserlauf, Ufern und Beschaffenheit des Wassers ist allerdings von großer Bedeutung, ebenso der rücksichtsvolle Umgang mit Flora und Fauna. Wer in einem Naturgewässer baden möchte, sollte auf allzu aggressive Sonnenschutzmittel und das Waschen mit Seifen, Shampoos und Duschgels innerhalb des Gewässers verzichten. Außerdem sollte darauf geachtet werden, keine Tiere aufzuscheuchen oder Pflanzen fahrlässig zu zerstören. Zwar sind unsere Seen und Flüsse meist sehr stabile Ökosysteme, Eingriffe durch den Menschen können jedoch schneller zu bedrohlichen Problemen führen, als man zunächst denkt.
2. Die Wasserqualität ist ausgezeichnet
Es gibt knapp 260 EU-Badegewässer in Österreich. Dabei handelt es sich um natürliche Gewässer, deren Wasserqualität regelmäßig – auch während der laufenden Badesaison – kontrolliert wird. Vorgenommen werden diese Kontrollen von der Europäischen Umweltagentur (EUA) mit Sitz in Kopenhagen, die direkt der Europäischen Kommission unterstellt ist. Aus den regelmäßig entnommenen Wasserproben, die auf Fäkalkeime, gesundheitsschädliche Mikroorganismen und Algen untersucht werden, ermittelt die EUA die Qualität der Gewässer und veröffentlicht einen jährlichen Screeningbericht. Darin werden die Ergebnisse der Untersuchungen publiziert und in den europäischen Kontext gestellt. Österreich schneidet dabei seit Jahren überdurchschnittlich gut ab – so auch heuer. Von den 260 untersuchten EU-Badegewässern erhielten 96,9 Prozent das Prädikat ‚exzellent‘. Zählt man die als ‚gut‘ bewerteten Gewässer auch noch hinzu, sind es stolze 99,6 Prozent aller EU-Badegewässer im Land. Nur ein einziges Gewässer wurde mit dem Prädikat ‚ausreichend‘ bewertet. Damit liegt nur noch Zypern im europäischen Vergleich vor uns. Die Ergebnisse für jedes einzelne Gewässer können auf der Seite der AGES eingesehen werden.
3. Naturgewässer verlangen keinen Eintritt
Wer dieser Tage mit der ganzen Familie einen Ausflug in das nächstgelegene Spaßbad machen möchte, kann schnell viel Geld loswerden. Mit Jahresbeginn 2024 haben beispielsweise die Wiener Bäder erneut die Eintrittspreise um rund zehn Prozent erhöht. 7,60 Euro kostet nun die Tageskarte für eine:n Erwachsene:n. Das ist zwar für die meisten Menschen noch gut im Bereich des Leistbaren, allerdings dauert der Sommer ja nicht nur ein paar Tage. Auf die gesamte Badesaison gerechnet können sich die Ausgaben für die Billetts ganz schön summieren: Wer sich stattdessen für das Wildschwimmen am nächstgelegenen Baggersee entscheidet, zahlt dafür nicht einen Cent und kann sein Geld stattdessen in ein gutes, erfrischendes Eis oder andere Leckereien investieren.
4. Man ist umgeben von Natur
Zugegeben, kein noch so idyllisch gelegener Bach kann es mit Sprungtürmen, rasanten Wasserrutschen und anderen Attraktionen eines modernen Spaßbades aufnehmen. Doch ist das wirklich ein Nachteil? Gerade für Familien mit Kindern mag es auf den ersten Blick so erscheinen, doch gibt es an und in natürlichen Gewässern so viel mehr zu entdecken als in künstlich angelegten Pools. Welches Kind ist nicht fasziniert vom Anblick einer munter umhersurrenden Libelle oder eines beherzt quakenden Frosches? Wer den See ab und zu dem Schwimmbad vorzieht, wird auch seinen Kindern einen bewussteren und respektvolleren Umgang mit anderen Lebewesen und unserer Umwelt vermitteln können. Und auch wer es sich allein, mit Freundinnen und Freunden oder dem/der Liebsten am Flussufer gemütlich macht, wird noch einiges Neues über die Natur lernen können. Gerade diejenigen, die sich vom Badeausflug ein bisschen Entspannung erhoffen, kommen hier besonders auf ihre (nicht vorhandenen) Kosten. Denn beim Zirpen der Grillen und dem Quaken der Frösche lässt es sich gleich zehnmal besser entspannen als beim lauten Trubel eines Freibads.