Wer in Österreich schon ein bisschen herumgekommen ist, weiß: In diesem Land isst man auch abseits der urbanen Ballungszentren gut. Das ist in vielen Ländern bekanntlich anders.

Die Sache mit dem Trautentalwirt ist aber folgende: Dass man in so einem entlegenen Winkel unseres Landes so dermaßen gut isst – das ist schon sehr, sehr selten. „Wenn die Leute extra herkommen, teilweise von weit her, dann muss es einfach passen – vielleicht mehr als sonst wo“, sagt Küchenchef Johann Rainer.
„Der Gast soll, wenn er zu uns kommt, fühlen und schmecken, wo er ist.“
Zusammen mit seiner Frau Lisa, die seit vergangenem Jahr als Patissière des Hauses brilliert, führt er das elterliche Gasthaus im idyllischen Örtchen Geistthal in der Weststeiermark nun in zweiter Generation. Und blickt mit spürbarer Dankbarkeit auf das, was seine Eltern Johann und Romana hier seit 1989 aufgebaut haben.
„Ihnen war immer schon klar gewesen: Die besten Lebensmittel kommen von kleinen Betrieben aus unserer Region. Und auch für Lisa und mich lautet der Anspruch: Der Gast soll, wenn er zu uns kommt, fühlen und schmecken, wo er ist.“ Das gelingt hier nicht nur mit Produkten von atemberaubender Qualität, sondern auch mit einem geradezu qualitätsbesessenen Handwerk. Und: einer Weinkarte, die dank Johanns Bruder Martin ohne Zweifel zu den spannendsten des Landes gehört, wenn es um österreichischen Bio-Wein geht.
Ein Zwiebelrostbraten für die Ewigkeit
Es gibt da ein paar Gerichte, in denen der Anspruch der Familie Rainer besonders klar zur Geltung kommt: Das knusprige Brüstl vom Bio-Schwein beispielsweise, dem in Begleitung eines flaumigen Grammelknödels und eines lauwarmen Krautsalats der rote Teppich ausgerollt wird. Geradezu als Signature Dish des Hauses gilt seit Jahren außerdem der Zwiebelrostbraten, Copyright Johann Rainer Senior zwar, doch Johann der Jüngere sieht das dankbar und entspannt: „Wenn etwas so dermaßen gut ist, warum sollte ich es ändern? Jeder, der einmal dieses zarte Stück Fleisch von unserem regionalen Voitsberger Rind, die Sauce und die frisch herausgebackenen Zwiebeln gegessen hat, will seinen Zwiebelrostbraten nie mehr anders haben.“
„Wir leben hier in einem Schlaraffenland“
Ebenso beliebt sind übrigens die Süßwasserfischgerichte. Kein Wunder: Im nur wenige Autominuten vom Gasthaus entfernten Teich können die Rainers auf ihre eigenen Fische zurückgreifen, auf Forellen etwa oder Karpfen erster Güte. „Ich sag’s, wie’s ist: Wir leben hier in einem Schlaraffenland“, schwärmt Johann Rainer über seine Weststeiermark. Und so abgelegen dieses Geistthal auch sein mag, ein bisschen herumgesprochen hat sich das schon, dass es sich hier schlemmen lässt wie Gott in Frankreich.
Hochwertige Lebensmittel sind eine Reise wert
Das liegt auch am Trara, das die Familie regelmäßig veranstaltet. Trara, so heißen jene Abende, an denen ein mehrgängiges Überraschungsmenü serviert wird, für das Gäste auch immer öfter von allen Ecken des Landes anreisen. Da kocht Johann Rainer dann etwas filigraner auf, Bruder Martin schenkt reinen, österreichischen Bio-Wein ein, trinkreife Raritäten inklusive, und Lisa setzt mit elaborierten Dessertkreationen zum Schluss noch eins drauf: Mit einem Schokoladenmousse und Erdbeersorbet beispielsweise, das mit Erdbeeren, Eierlikörespuma, Strudelhippe und Waldmeister ein beeindruckendes Beispiel süßer Autorenküche liefert. „Das wird auch in Zukunft verstärkt mein Anspruch sein“, sagt die virtuose Patissière, „nämlich in Form von Dessert – genau wie Johann – die Region und die Saison auf den Teller zu bringen.“
Ob das in Form eines hochelaborierten Gerichts im Rahmen eines Überraschungsmenüs ist oder etwas Bodenständigeres, das macht für die Rainers eigentlich gar keinen Unterschied: „Ob Wirtshaus oder Fine Dine, das ist für mich immer eines – nämlich gute Arbeit mit echten, wertvollen Lebensmitteln“, sagt Johann Rainer. „Genau dafür kommen Gäste ja her: Weil es hier noch besser schmeckt als zu Hause, und weil es um wirklich hochwertige Lebensmittel geht. Ansonsten würde sich ja niemand den weiten Weg antun.“
Johann Rainer
Ansonsten die Besinnung auf Erfahrungen unseres Handwerks (Fermentation, ganzheitliche Verwendung von Tieren, einlegen, herkunftsbezogener Geschmack, schätzen der tollen Vielfalt die uns Wald-Wiese-Wasser bieten).