Normalerweise gilt für Brot und Gebäck in der Gastronomie ein Leitsatz, der fast ein wenig an Gefangenschaft erinnert: „Husch, ins Körbchen!“ Es war die Bäcker-Traditionsfamilie Ströck, und da in erster Linie die jüngste Generation mit den Brüdern Christoph und Philipp, die vor zehn Jahren das Tor zur kulinarischen Freiheit weit aufriss, das Brot aus dem Schatten holte und ihm die Hauptrolle bei Tisch zuwies. Das gastronomische Konzept Ströck-Feierabend, eine Verbindung aus Backshop und Erlebnisgastronomie, nahm im 3. Bezirk seinen Anfang.
„Das gastronomisch-philosophische Konzept von Ströck-Feierabend ist sicher nicht der einfache Weg. Aber es führt zum besseren Ergebnis.“
Das Brot wird zelebriert
Es wurde eine Erlebnisreise, die sich nach fulminantem Start, bei dem Menschenschlangen vor dem Lokal anstanden, zu einem packenden Parcours entwickelte, bei dem es bis heute viel zu lernen gibt. Aber das Entscheidende wurde von Anfang an richtig gemacht und führte deshalb zum Erfolg. „Die Grundidee war: Man muss das Brot dort zelebrieren, wo es stattfindet“, erklärt Stefan Scheichenstein, der als Gastgeber von Ströck-Feierabend fungiert: „Das ist nicht beim Einkaufen, nicht auf dem Nachhauseweg, sondern am Esstisch, an dem man sich versammelt und es sich mit diesem einfachen Produkt gutgehen lässt.“ Dieses Zelebrieren beginnt bereits bei der Frühstückskarte, in der die verschiedenen Variationen von speziellen Gebäcken wie Bio-Mohnstriezerl, Bio-Feierabend-Wiederbrot, Brioche-Bun oder Craffeln begleitet werden, einer Kombination aus Croissant und Waffel.
Auch zu Mittag oder am Abend darf im Ströck-Feierabend das Brot zumindest gleichberechtigte Hauptrollen einnehmen: ob bei den speziellen Burger-Kreationen, bei köstlichen Sandwiches oder ebenso schlicht wie gut bei Brot & Butter. Stefan sagt, warum dieses mutige Konzept erfolgreich sein konnte: „Der Treibstoff, die Kraft für dieses Projekt war immer der Wille der Familie Ströck, etwas Nachhaltiges zu schaffen, etwas, das eine Bedeutung darüber hinaus hat, dass einfach etwas auf den Teller kommt.“
„Ströck-Feierabend steht für die kleine Auszeit vom Alltagsstress und für die bewusste Pause.“
Garten als Lebensmittelschule
Das Bemühen um Nachhaltigkeit und um herausragende Rohstoffe erschöpfte sich dabei nicht mit der Suche nach passenden Produzentinnen und Produzenten. Die waren mit dem Hintergrund des bestehenden Rohstoffmanagements der Bäckerei relativ rasch gefunden. Die Familie Ströck legte in Aspern auf 2.500 Quadratmetern darüber hinaus einen eigenen Garten an, in dem heute knapp 50 Obst- und Gemüsesorten gedeihen. „In diesem Garten haben wir über Jahre geübt und gelernt, um das richtige Setting aufzubauen, damit wir Produkte herausfiltern, die sich lohnen und einen Unterschied machen“, erklärt Scheichenstein: „Diese Lernerfolge haben uns an den Punkt gebracht, an dem wir jetzt sind – und wir lernen noch immer fleißig weiter.“
Der Garten in Aspern ist es letztlich auch, der im „Ströck-Feierabend“ im Bezirk Landstraße die Speisekarte gestaltet, verrät Stefan: „Der Fokus liegt auf ganzjähriger Bewirtschaftung in Form von Market Gardening, und wir lassen uns vom Garten und den tatsächlichen Saisonen mehr inspirieren als davon, was normalerweise in den österreichischen Küchen so stattfindet.“
Ausruhen auf einem guten und erfolgreichen Konzept spielt es trotzdem nie, denn man hat es – speziell seit Corona – auch in relativ kurzen Intervallen mit „gastronomischem Klimawandel“ zu tun. Nicht jeder Weg, den man auf dieser Strecke ausprobierte, führte zum Ziel, aber „Ströck-Feierabend“ funktioniert auch nach einem Jahrzehnt mit vielen Veränderungen wunderbar. Weil man den wichtigsten Pfad, nämlich auf Qualität, Wertigkeit und Ursprünglichkeit zu setzen, nie verlassen hat.