Daniela Vigne erzählt von einem guten Rat, der sie nachhaltig geprägt hat: „Der alte Diwald Hans, der Vater von Martin Diwald, hat immer gesagt: Wenn es den Menschen gut geht, geht es dem Betrieb gut. Und erst dann geht es auch dem Wein gut.“ Der Rat des alten Wagramer Winzers war wichtig. Denn auch in der idyllischsten, bilderbuchhaftesten Bio-Landwirtschaft – also einer, wie sie die Söllners in Gösing betreiben – muss man auf sich selbst schauen. Sonst läuft man Gefahr, vor lauter Perfektionismus auszubrennen. Deshalb machen die Söllners – Toni Söllner und seine Frau Daniela Vigne – inzwischen nicht mehr ihr eigenes Sonnenblumenöl, um ihre Traktoren damit zu betreiben, sondern kaufen welches zu. Das hat zwar den Traum von der Energie-Autarkie ein bisschen gedämpft, aber wirklich nur ein kleines bisschen. Und den Stress der Sonnenblumenernte während der Weinlese haben sie sich auch gerne wieder erspart.
Kein Platz für „Hands-off“-Methoden
Es geht den Söllners also gut, und das merkt man ihrem Wein auch an: Auf ihren Rieden in Gösing am Wagram wachsen vor allem Grüne und Rote Veltliner auf knapp 15 Hektar. Seit über 20 Jahren wird hier in einer kleinstrukturierten Weise in einer Landschaft voller Böschungen, Hecken, Wäldchen bewirtschaftet. Die Vielfalt der Natur spiegelt sich in einem facettenreichen Sortiment wider, das nicht im Geheimen, sondern in voller Transparenz, entsteht: Sehr klar legen die Söllners offen, welche Methoden sie im Keller verwenden. Wo anderswo vielleicht von der „naturnahen Weinbereitung“ geraunt wird, erzählen sie ganz ohne langes Herumreden, dass sie, wenn es nötig ist, ihren Most auch mit Tonerde klären oder geringe Mengen Schwefel zufügen.
„In der Bio-Szene wird immer noch sehr gern das rosarote Schweinchen hergezeigt. Aber Bio ist halt ein bisschen mehr.“
Die Weine am Weingut Söllner sind biodynamisch kultiviert und von Haltung und Stilistik her durchaus „Naturweine“, aber ganz sicher keine Hands-off-Gewächse. „Es gibt Betriebe, die sich komplett zurücknehmen und die Natur tun lassen, was sie will“, sagt Daniela Vigne: „Schön und gut, aber wir haben auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, für die wir verantwortlich sind. In der Bio-Szene wird immer noch sehr gern das rosarote Schweinchen hergezeigt. Aber Bio ist halt ein bisschen mehr. Wenn ein Bio-Kontrolleur kommt, dann sag ich ihm gern, er soll zuerst einmal den Kühlschrank aufmachen und in die Speis hineinschauen. Dann weiß er eh, wie es bei uns zugeht. Man muss es einfach leben.“
Ein Betrieb als Organismus
Die Söllners betrachten ihren Betrieb als großen Organismus, „unsere Pflanzen gedeihen in einer Lebensgemeinschaft mit vielen anderen Arten aus Flora und Fauna“ sagen sie, und genau so schaut es dort auch aus. Den traditionell gemischten landwirtschaftlichen Betrieb der Eltern- und Großelterngeneration haben sie nicht der Spezialisierung und Modernisierung geopfert, sondern, im Gegenteil, noch mehr durchmischt: „Wir wollten unsere Ackerflächen nie hergeben, auch wenn es ökonomisch vielleicht Sinn gemacht hätte. Aber das größte Guthaben ist nicht das, was wir hier ernten, sondern der Humusaufbau, den wir zusammenbringen.“
Dafür wird Kompost aus Pferde- und Kuhmist ausgebracht, werden Rebzeilen konsequent begrünt und biodynamische Präparate eingesetzt – und das Stroh aus dem eigenen Ackerbau in den Weingärten zum Mulchen eingesetzt. Auf kleineren Feldern kultivieren die Söllners Blühflächen, um den Artenreichtum zu stützen.
„Der Wald ist das absolute Hobby meines Mannes.“
Aus dem eigenen Wald – natürlich keine Monokultur, sondern gepflegter Mischwald – stammt das Holz für neue Fässer, Zaunstützen und zur Beheizung der Gebäude. Aber auch hier gilt: Es muss nicht alles einem Zweck dienen. „Der Wald ist das absolute Hobby meines Mannes“, sagt Daniela Vigne. Die Natur ist nämlich immer auch eines: Lebensraum.