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Gemüseraritäten im August

Zucchini Lemone, Hörnchenkürbis und bunte Rüben – hier sind fünf spannende Sorten, die mehr Vielfalt auf unsere Teller bringen.
von Nick Pulina

Auf dem Markt können wir Produkte noch mit allen fünf Sinnen wahrnehmen: Diese in die Hand zu nehmen, daran zu riechen, sie vielleicht sogar probieren zu dürfen und mit dem Menschen ins Gespräch zu kommen, der sie (bestenfalls) selbst angebaut hat, kann eine enorme Inspirationsquelle sein. 

1. Gelbe und weiße Bete

© Clara Heinrich
Bunte Rüben

Wie schon im Juli haben es uns die Beten auch in diesem Monat wieder angetan. Das Pink-Weiß der Choggia-Rübe wird im August allerdings abgelöst von den nicht minder schön anzuschauenden Strukturen der weißen und gelben Bete. Während die hell- und dunkelgelb gemusterte gelbe Bete eng verwandt ist mit der allseits bekannten roten Bete, handelt es sich bei der weißen Bete sogar um die Urform all dieser farbenfrohen Vertreterinnen. Die Besonderheit dieser Rüben: Schneidet man sie horizontal an, offenbaren sie unterschiedlich gefärbte Ringe in ihrem Fruchtfleisch, die sie gerade roh verzehrt zu besonders ansehnlichen Leckereien machen.

„Gerade wenn man sie jung erntet, kann man sie hervorragend als Carpaccio zubereiten“, sagt Clara Heinrich von unserem Mitgliedsbetrieb Clarence Gärten. „Dann lässt sich nämlich auch die Schale noch gut mitessen. Ich hoble die Beten dann fein auf und mache sie nur mit ein bisschen Verjus und Olivenöl an.“ Roh sehen die Beten nicht nur besonders hübsch aus, sondern versorgen den Körper auch noch etwas effizienter mit dem in ihnen enthaltenen Eisen, der Folsäure und einigen wertvollen Vitaminen der B-Gruppe.

2. Golden Bantam Mais

Die Zuckermais-Sorte ‚Golden Bantam‘ ist eine der wenigen Maissorten überhaupt, die bis heute weitestgehend frei von gentechnischen Veränderungen geblieben ist. Während sich die modifizierten Sorten aufgrund ihres Ertrages und ihrer Robustheit auf dem Weltmarkt besser behaupten konnten, wurde der gentechnikfreie Mais zunehmend zurückgedrängt. Im Vergleich zu den hocheffizienten Maissorten sind die Golden-Bantam-Pflanzen im Durchschnitt eher dürr und schmal, nicht sonderlich groß gewachsen und eher von unscheinbarer Gestalt. Dennoch erfreut sich der ‚Golden Bantam‘ gerade in privaten Gärten großer Beliebtheit. Mancherorts ist er sogar zu einem echten Politikum geworden. Es gibt mehrere Initiativen, die anhand dieser Sorte ihren Kampf gegen genetisch veränderte Lebensmittel ausfechten.

© Canva
Mais
Die Zuckermais-Sorte ‚Golden Bantam‘ erfreut sich momentan in privaten Gärten großer Beliebtheit.
© Canva
Mais
© Canva
Mais

Kulinarisch betrachtet unterscheidet sich der ‚Golden Bantam‘ in Sachen Textur und Geschmack nicht wirklich von herkömmlichem Zuckermais und kann daher genau wie dieser verwendet werden, z.B. als Suppe oder Salateinlage, im Ganzen gebacken oder in Butter gedünstet. Stark abgeflämmt – er muss schwarz werden! – präsentiert sich sein Aroma besonders gut. Mit Fett sollte man sich bei Mais nicht künstlich zurückhalten. Er ist von sich aus schon ein eher reichhaltiges Produkt, da kommt es auf die paar Kalorien mehr auch nicht mehr an – der Genuss wird es einem danken!

3. Zucchini Lemone

© Clara Heinrich
Zucchini Lemon
„Es ist einfach eine kleine runde Zucchini, die zwar wirklich wie eine Zitrone aussieht, aber wie eine Zucchini schmeckt.“
Marktgärtnerin Clara Heinrich

Wer zum ersten Mal eine Zucchini Lemone sieht, könnte kurz in die Situation kommen, das eigene Weltbild hinterfragen zu müssen: Seit wann wachsen Zitronen schließlich am Boden? Doch schon auf den zweiten Blick lüftet sich das Geheimnis. Das, was da so rund und knallig gelb an der Staude hängt, hat abgesehen von der Optik nichts mit der sauren Zitrusfrucht gemein: „Es ist einfach eine kleine runde Zucchini, die zwar wirklich wie eine Zitrone aussieht, aber wie eine Zucchini schmeckt“, erklärt Clara Heinrich. Woher genau diese Art stammt, kann sie nicht sagen. „Geschmacklich erinnert die Zucchini Lemone allerdings eher an die herkömmlichen gelben Zucchini als an die grünen Vertreter.“

Und wie ihre länglichen Geschwister ist auch diese zitrisch getarnte Zucchini äußerst vielseitig einsetzbar. Clara Heinrichs Tipps: grillen, in dünne Scheiben geschnitten frittieren oder aber aushöhlen, nach Wahl befüllen und backen. Die von Natur aus kalorienarme Zucchini Lemone ist reich an Kalzium, Magnesium und Eisen und enthält viel Vitamin A, das die Zellerneuerung fördert.

4. Hörnchenkürbis

Wo wir schon bei Kürbispflanzen sind: Eine andere, zu unrecht unter dem Radar fliegende Sorte ist der Hörnchenkürbis, auch bekannt als Inkagurke oder Scheibengurke.

© Clara Heinrich
Gemueseraritäten

Hinter dem putzigen Namen steckt eine Gemüsepflanze, die sogar ganzheitlichen Genuss verspricht: Sowohl die optisch stark an Hanf erinnernden Blätter als auch die jungen Sprossen und selbstverständlich auch die Früchte können allesamt in der Küche verwendet werden.

Roh eignen sie sich als Snack, sauer eingelegt oder püriert als heilsamer Bestandteil eines Smoothies. Eine der beliebtesten Zubereitungsarten der kleinen grünen Früchte ist es übrigens, sie zu füllen. Hierfür eignen sich beispielsweise Fetakäse, Hackfleisch oder Bulgur besonders gut. Die dabei entnommenen Samen müssen jedoch keinesfalls weggeworfen werden. Auch sie sind essbar und können dank ihrer hohen Konzentration an antioxidativen Flavonoiden unser Immunsystem stärken. Damit sie ihre volle Wirkung entfalten können, sollten die harten Samen reifer Früchte verwendet werden. Einfach in einer Mühle zerkleinern und anschließend mit heißem Wasser aufgegossen als Tee genießen. Selbst als kapselförmiges Nahrungsergänzungsmittel kommt die Inkagurke zum Einsatz: Ihr Saft soll positive Auswirkungen auf den Cholesterinspiegel haben. Glücklicherweise gilt das auch für den frisch gepressten Saft.

5. Essbare Blüten

Essbare Blüten
„Grundsätzlich müssen wir erst einmal zwischen zwei Arten von essbaren Blüten unterscheiden.“
Marktgärtnerin Sarah Schmolmüller von Dirndln am Feld

Zugegeben, Blüten fallen nun nicht direkt in den Bereich des Gemüses, schmackhaft sind sie dafür allemal – solange man weiß, welche man verwenden sollte. Denn längst nicht jedes hübsche Blütenblatt ist auch zum Verzehr geeignet. Daher sollten wir auch nicht selbst auf die in unseren Gärten blühenden Pflanzen losgehen und blindlings drauflospflücken, sondern auf Profis vertrauen, die ihr Handwerk verstehen – Profis wie Sarah Schmolmüller von Dirndln am Feld: „Grundsätzlich müssen wir erst einmal zwischen zwei Arten von essbaren Blüten unterscheiden. Auf der einen Seite stehen die Blüten von Pflanzen, die wir ohnehin als Speisepflanzen nutzen, z.B. Gemüse oder Kräuter, auf der anderen Seite die Blütenblätter von Pflanzen, die wir eigentlich nicht essen, hauptsächlich Blumen.“ Und so schlägt sich auch bei den Blüten doch noch ein Bogen zum Gemüse:

„Zucchiniblüten und Kürbisblüten sind ja als Lebensmittel ziemlich bekannt und verbreitet, aber auch Karottendoldenblüten und Erbsenblüten sind sehr lecker. Bei den Kräutern sind es z.B. Petersilie, Majoran und Schnittknoblauch, deren Blüten besonders gut schmecken. Generell sind die Blüten von Zwiebelgewächsen toll, scharf und schmackhaft.“ Beim Einsatz von Blumenblüten – Dahlien, Löwenmäulchen, Ringelblume und Tagetes sind hier nur einige Beispiele – steht der Geschmack zwar weniger im Fokus, doch auch hier hat Sarah Schmolmüller Ideen: „Da Ringelblumen leicht süßlich schmecken, eignen sie sich gut für für Süß- und Mehlspeisen, Malven und Kornblumen sind toll als Tee oder Teil einer Teemischung.“

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