Endlich ist er da, der Sommer! Das zeigt sich auch auf den Märkten in ganz Österreich: Gerade jetzt im Juli leuchten die Gemüseauslagen der Stände so farbenfroh wie in kaum einen anderen Monat. Auch abseits der altbekannten Gemüsesorten findet sich hier noch die eine oder andere Rarität – vom pink-weiß gestreiften Mangold bis hin zur geringelten Rübe. Es sind solche wiederentdeckten oder neu gezüchteten Gemüsesorten, die die Vielfalt auf unseren Tellern ins Unermessliche steigern können. Und ist es nicht gerade diese Vielfalt, die uns langfristig dabei helfen kann, den Weg zu einer gesünderen und nachhaltigen Ernährung zu finden? Wir sind davon überzeugt!
1. Eiskraut
Weder sein Name noch sein Aussehen deuten darauf hin, und dennoch handelt es sich beim Eiskraut um eine Sukkulente, also um eine kakteenähnliche Pflanze. Dementsprechend unempfindlich ist die Gemüsepflanze, wenn es um Hitze und Trockenheit geht. Umso besser eignet sie sich für den heimischen Garten.
Seinen Namen hat das Eiskraut wegen der charakteristischen Papillen auf den Blättern: Diese sind klein, rundlich und kristallklar, was sie wie unzählige festgefrorene Wassertröpfchen aussehen lässt. Und nicht nur das: „Wenn man sich eines der saftig-fleischigen Blätter auf die Zunge legt, dann schmilzt es beinahe wie Eis“, sagt Clara Heinrich, die das Eiskraut in diesem Jahr erstmalig in ihrem Portfolio hat. „Außerdem bekommt es schöne lila Blüten, die man auch sehr gut essen kann.“ Und dank der vielen enthaltenen Vitamine und Mineralstoffe ist das Eiskraut auch noch richtig gesund – vor allem, wenn man es nur mit etwas Zitronensaft und Öl angemacht als frischen Salat genießt.
2. Favabohne
Die Favabohne, auch Saubohne, Ackerbohne oder Puffbohne genannt, ist eine Rarität, die so richtig selten eigentlich nie war. Einzig: Dass die kernige Bohne heute wieder vermehrt für den menschlichen Verzehr angebaut wird, ist etwas Neues. Als Tierfutter ist sie nämlich schon lange ein Erfolgsgarant. Nun erlebt sie auch auf unseren Tellern ihre große Blütezeit. Und wer sich die Nährwerte der unscheinbaren Hülsenfrucht einmal genauer anschaut, wird sich schnell fragen, warum der Boom so lange auf sich hat warten lassen.
Frische Favabohnen enthalten rund acht Gramm Protein auf 100 Gramm, getrocknete sogar bis zu 25 Gramm. Damit können sie nicht nur für Veganer:innen und Vegetarier:innen eine essenzielle Eiweißquelle sein, sondern für alle, die den täglichen Proteinbedarf nicht nur mit tierischen Lebensmitteln decken möchten.
3. Mangold Peppermint Twist
Wer diese spannende Mangold-Neuzüchtung auf dem Markt sieht und daheim direkt voller Vorfreude auf mentholige Frische weiterverarbeitet, könnte enttäuscht werden. Mit Pfefferminz hat der Geschmack des Peppermint-Twist-Mangolds nämlich überhaupt nichts zu tun. Der Name bezieht sich auf die Optik des Rübengemüses. Die sonst zwischen Hellgrün und Tiefrot mäandernden Stiele des Mangolds sind beim Peppermint-Twist knallig pink und mit weißen Streifen durchsetzt.
Und da das an die besonders in den USA beliebten und bekannten Zuckerstangen mit Pfefferminzgeschmack erinnert, trägt er seinen etwas irreführenden Namen. Um das lebhafte Farbspiel zu erhalten, sollte dieser Mangold besser nicht lange geschmort, sondern als Stielgemüse nur kurz blanchiert oder direkt als Rohkost oder Teil eines bunten Salats gegessen werden. Wer empfindlich auf Oxalsäure reagiert, kann ihn auch prima sauer einlegen.
4. New Zealand Spinach
Den Neuseeländer Spinat als Rarität zu bezeichnen, mag auf manche Hobbygärtner:innen beinahe wie ein Hohn wirken. Schaut man einmal nicht hin, so hat sich das eng mit dem Eiskraut verwandte Gewächs schon im ganzen Garten ausgebreitet. Doch trotz seines unbändigen Verbreitungswillens genießt der New Zealand Spinach hierzulande noch längst nicht die Bekanntheit, die ihm gebührt. Das aus Neuseeland und Australien stammende Gemüse sieht unserem Spinat sehr ähnlich, hat botanisch allerdings nicht allzu viel mit ihm zu tun.
Aromatisch hingegen liegen die beiden Produkte sehr nah beieinander. Im Gegensatz zum herkömmlichen Spinat, der aufgrund seiner Filigranität in Anbau und Pflege recht anspruchsvoll sein kann, ist der Neuseeländer Spinat ein sehr robustes Gemüse. Wie auch dem Eiskraut machen Trockenheit und Hitze ihm nicht viel aus, und in puncto Ertrag ist er ebenfalls sehr attraktiv. Sein Reichtum an Vitamin A, C, E und einigen Vitaminen der B-Gruppe sowie an Eisen, Phosphor, Kalium, Magnesium und Kalzium machen ihn zu einer beliebten und gesunden Salatpflanze. Doch auch als Einlage einer rahmigen Pastasoße mit frischem Basilikum und Pinienkernen kann er glänzen.
5. Chioggia-Rübe
Dekorativ sind die Chioggia-Rüben allemal. Daher finden sie sich seit einigen Jahren immer häufiger als Ornamente auf Servietten, Tellern oder Kunstdrucken, nicht selten auch im Sortiment internationaler Möbelhausketten. Doch wie verschwendet wäre das Potenzial der geringelten Rübe, die auch als Ringelbete und Tonda di Chioggia bekannt ist, wenn man sie sich nur anschauen und nicht verspeisen würde! Ihren Ursprung hat die Chioggia-Rübe auf der gleichnamigen Halbinsel im italienischen Veneto. Und auch wenn sie so aussehen mag, handelt es sich bei der weiß-rot geringelten Bete keineswegs um eine Neuzüchtung.
Das Gegenteil ist der Fall: Sie ist die Urform der heute weitaus bekannteren roten Rübe bzw. Rahne. Die weißen Ringe fielen in den letzten Jahrhunderten der Züchtung zum Opfer, der das einfarbige Rot lieber war als die unregelmäßigen Kreise. Nichtsdestoweniger erfreut sich die Chioggia-Rübe wieder steigender Beliebtheit, was wenig verwundert. Sie sieht nicht nur hübsch aus, sondern ist auch randvoll mit Vitamin C, Kalium, Folsäure und Antioxidantien. Nur kochen sollte man sie nicht, sonst wird aus den bunten Ringeln schnell ein einfarbiger Lachs-Ton. Ein Glück, dass sie gepickelt oder dünn aufgeschnitten und roh ohnehin am besten schmeckt!
6. Baumspinat
Nein, dieser Spinat wächst weder auf noch an Bäumen. Der Baumspinat, auch Magentaspreen oder Riesengänsefuß genannt, erinnert zwar geschmacklich an Spinat und kann genau wie dieser verwendet werden – das war es dann allerdings auch schon mit den Gemeinsamkeiten. Das gilt sowohl im Anbau als auch in der Optik. Baumspinat kann wild bis zu drei Meter hoch wachsen und trägt daher seinen Namen.
Ähnlich dem Neuseeländer Spinat ist er äußerst pflegeleicht und breitet sich gern selbständig in seiner Umgebung aus, wenn man ihn nicht hindert. Und warum sollte man das auch tun? Gerade die jungen Blätter der Pflanze sind geschmacklich ein Genuss und hübsch anzusehen sind sie obendrein. Da sie mit feinsten Härchen besetzt sind, wirken sie bei passendem Lichteinfall beinahe metallisch-schimmernd. Dass gerade die jungen Blätter zudem noch intensiv-magentafarbene Ansätze und Adern haben, steigert die Schönheit dieses Gemüses darüber hinaus. Gesund ist es übrigens auch, gerade aufgrund seines hohen Rutingehaltes, der die Blutgefäße stärken und die Hautreinheit fördern kann.