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Das steckt hinter solidarischer Landwirtschaft

Was hat es mit landwirtschaftlichen Beteiligungsmodellen auf sich? Welche Konzepte gibt es? Und warum sind FoodCoops für alle Beteiligten so sinnvoll?
von Lucas Palm
Solidarische Landwirtschaft
© Canva

Das System, wie wir es kennen, ist einfach: Landwirt:innen produzieren, der Handel verkauft, und Konsument:innen kaufen. Man könnte meinen: Anders geht es nicht, so hat sich der Handel mit Lebensmitteln in den vergangenen Jahrzehnten bewährt, alles gut, bitte weiter so. Nur: Ganz so einfach ist es eben nicht. Und wenn man sich die Sache genau anschaut, wird klar: Wirklich zukunftsträchtig ist es nicht, dieses System. 

Solidarische
Landwirtschaft
(SoLaWi)
Solidarische Landwirtschaft ist ein Kooperationsmodell, bei dem Landwirt:innen und Konsument:innen direkt zusammenarbeiten, um eine gemeinschaftliche Versorgung mit hochwertigen Lebensmitteln sicherzustellen. Anstatt über den Handel zu verkaufen, erhalten die Landwirt:innen durch Beiträge der Mitglieder Planungssicherheit und Mindestabnahmemengen. 

Zumindest nicht für jene Landwirt:innen und Konsument:innen, die auf Qualität und Nachhaltigkeit setzen. Warum? Weil es dem (Groß-)Handel um Masse geht, um Billigimporte, die die Preise drücken – und alles in allem darum, möglichst hohe Gewinne damit zu erzielen. 

Das zu ändern ist die Absicht hinter unterschiedlichen Konzepten, die unter den Begriff der „Solidarischen Landwirtschaft“ und „Food Cooperative“ (kurz „FoodCoops“) – also Lebensmittelkooperativen – fallen. Dabei schließen sich Landwirt:innen bzw. direktvermarktende Produzent:innen mit Konsument:innen zu einem System zusammen, das ohne Großhandel auskommt. Der wesentliche Mehrwert dieses Konzepts: Es verschafft Landwirt:innen Planungssicherheit, weil durch die Solidarität der Mitglieder Mindestabnahmemengen garantiert werden. 

© Canva
Reisfeld Japan
Ihren Anfang nahm die Bewegung bereits vor fast 70 Jahren in Japan. Hier eine typische Anbaufläche für Reis in der Präfektur Kumamoto.

Die Idee hat ihren Ursprung im Japan der 1960er-Jahre, wo sich Mütter zu sogenannten Teikeis – also Vereinsgruppen – zusammentaten, um pestizidfreies Gemüse direkt von Landwirtinnen und Landwirten zu bekommen. Der Grund: Misstrauen gegenüber dem aufstrebenden Handel und mangelnde Transparenz. Und: Der Wunsch nach einer direkten, solidarischen Zusammenarbeit mit dem oder der Landwirt:in des Vertrauens. Man will ja wissen, was man isst. 

Über die USA ist diese Herangehensweise mittlerweile auch in Europa angekommen. In Österreich gibt es aktuell rund 50 solcher Zusammenschlüsse. Aber wie funktionieren sie genau? Und welche unterschiedlichen Ansätze gibt es? 

Gemeinsam für gutes Gemüse 

Nehmen wir den Verein „Gemeinsam Landwirtschaften Ochsenherz“ im niederösterreichischen Gänserndorf. Auf rund elf Hektar werden hier etwa 70 Gemüsearten in Demeter-Qualität angebaut – und das dank rund 300 Mitgliedern, die jährlich einen Mitgliedsbeitrag bezahlen. Wie hoch dieser ausfällt, kann und soll jede:r je nach seinen/ihren finanziellen Möglichkeiten selbst entscheiden. In der Regel wird das Budget vor der Saison erreicht. Von da an kann das Gemüse einmal pro Woche entweder direkt in Gänserndorf oder am Naschmarkt abgeholt werden, oder es wird an einem der 14 Abholstandorte als Kisterl bereitgestellt. Die Menge entspricht der gesamten Erntemenge dividiert durch die Anzahl der Mitglieder – und reicht für eine erwachsene Person, die täglich kocht und sich hauptsächlich von Gemüse ernährt. 

© Canva
Tomatenkisten
Bei der solidarischen Landwirtschaft zahlen die Mitglieder einen Beitrag und werden entsprechend an der Erträgen beteiligt.

Dank der Mitglieder besser essen

Wie unterschiedlich Beteiligungsmodelle für nachhaltigen Lebensmittelkonsum sein können, zeigt die österreichische Interessensgemeinschaft FoodCoops auf. Auf ihrer Homepage führt sie für interessierte Konsumentinnen und Konsumenten nicht nur landwirtschaftliche Betriebe an, sondern auch andere Modelle. Wie zum Beispiel den Verein „Herz & Rübe“ in Wien. Die Idee lebt auch hier von Mitgliedern, die einen empfohlenen Mitgliedsbeitrag bezahlen, damit regional produzierte (Bio-)Produkte von direktvermarktenden Betrieben gemeinschaftlich bezogen werden können. Im Unterschied zu Ochsenherz-Mitgliedern werden hier aber Produkte nicht nur von einem einzelnen landwirtschaftlichen Betrieb gekauft, sondern von verschiedenen Betrieben. Auf diese einigt man sich anhand von gemeinsam entwickelten Kriterien. Von Ölen über Honig bis hin zu Pasta, Obst und Früchten ist alles dabei. 

Apropos dabei: Die Krux mit solidarischen Beteiligungsmodellen in Österreich ist, dass viele Menschen einfach noch nicht wissen, dass es sie erstens, gibt und zweitens, wie man Teil davon wird (Spoiler: sehr einfach, die meisten Betriebe erklären das auf ihrer jeweiligen Homepage sehr genau und führen auch immer Ansprechpartner:innen an). 

Wer in Österreich einen Überblick über solidarische Landwirtschaftsbetriebe gewinnen will, kann das am besten hier. Und überhaupt lohnt es sich, Augen und Ohren offenzuhalten – denn es ist davon auszugehen, dass das Konzept der Solidarischen Landwirtschaft in Zukunft weitere Kreise ziehen wird. Kreise, in denen es nicht mehr nur um Massenware von Großkonzernen geht. Sondern um nachhaltige Vielfalt von umsichtigen Landwirt:innen, die zusammen mit verantwortungsbewussten Konsument:innen das Geschäft mit den Lebensmitteln besser machen können.  

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