Georg und Silvia Maier haben sich der Gemeinwohl-Ökonomie verschrieben. Ein wichtiges Puzzleteil dabei ist die Verwendung von saisonal-regionalen Lebensmitteln in Bio-Qualität.
Die Gemeinwohl-Ökonomie ist ein alternatives Wirtschaftsmodell, bei dem es nicht in erster Linie um Profit und Wachstum geht, sondern um das Wohl von Mensch, Tier und Umwelt. Federführend in der Entwicklung dieses Modells, das sich gleichzeitig als Bewegung versteht, ist der österreichische Aktivist und Autor Christian Felber, dessen Buch „Die Gemeinwohl-Ökonomie“ 2010 erschien. Er beschreibt darin, wie Kooperation statt Konkurrenz in der Wirtschaft dazu führen kann, was Aristoteles „Kombination aus Gerechtigkeit und dem Glück aller Bürger:innen“ genannt hat.

Eine Utopie? Auf die Welt umgelegt, wahrscheinlich schon. Aber jedes Umdenken fängt im Kleinen an. So findet auch die Gemeinwohl-Ökonomie immer mehr Anhänger:innen, die einen Wertewandel anstoßen wollen, der über das „So geht es nicht mehr weiter“-Denken hinausgeht und aus der Utopie eine Vision macht, die sich in Aktion niederschlägt.
Zu den Anhänger:innen dieses Denkens zählen auch Georg und Silvia Maier. In Salzburg führt die Familie ein Hotel, das sich seit einigen Jahren dem Gemeinwohl-Ökonomie-Modell verschrieben hat. Es basiert auf vier Säulen: Menschenwürde, Solidarität und Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit sowie Transparenz und Mitbestimmung. Als Paradebeispiel in Sachen Gemeinwohl-Ökonomie gilt das Bio-Pionier:innenunternehmen Sonnentor, das für seine Tees, Kräuter und Gewürze bekannt ist.
„Mittlerweile bekommt man alles in Bio-Qualität, da gibt es keine Ausrede mehr“
Wie sich die Gesinnung der Maiers in der kulinarischen Dimension niederschlägt? „2013 haben wir mit dem Bio-Frühstück begonnen. Seit zehn Jahren verwenden wir zu 100 Prozent biologische Lebensmittel“, sagt Georg. Das Hotel zur Post ist der einzige Hotelbetrieb in der Stadt Salzburg, der das von sich behaupten kann. Die Lieferantinnen und Lieferanten sind regionale Partner:innen; mit vielen sind die Maiers seit Jahren freundschaftlich verbunden.
„Mittlerweile bekommt man alles in Bio-Qualität, da gibt es keine Ausrede mehr.“


„Von ihnen bekommen wir Eier, Käse, Brot und Wurst in bester Bio-Qualität“, sagt Silvia. Der Honig kommt aus dem eigenen, wilden Garten sowie von Frau Greimel, der Stadtimkerin. Auch alle Getränke sind bio – Tee, Kaffee, Säfte. „Mittlerweile bekommt man alles in Bio-Qualität, da gibt es keine Ausrede mehr“, findet Georg. Das Frühstück, das auch Gäste, die nicht im Hotel wohnen, à la carte genießen können, bietet außerdem viel Vegetarisches und einiges Veganes. Sowie Varianten für Menschen mit Unverträglichkeiten. Angebote wie diese tragen ebenso zum Gemeinwohl bei.
Was ist die Gemeinwohl-Ökonomie?
Die Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ) ist ein Wirtschaftsmodell, das eine Alternative zur herkömmlichen marktwirtschaftlichen Ausrichtung bietet. Es zielt darauf ab, das Wirtschaften stärker an ethischen, sozialen und ökologischen Werten zu orientieren. Im Mittelpunkt stehen das Wohl aller Lebewesen sowie der Umwelt.
Statt den Erfolg von Unternehmen und Volkswirtschaften nur an Kennzahlen wie dem Gewinn oder dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) zu messen, wird bei der Gemeinwohl-Ökonomie die Wirkung auf das Gemeinwohl bewertet – anhand der Gemeinwohl-Bilanz.
Die vier Pfeiler des Modells sind Menschenwürde, Solidarität und Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit sowie Transparenz und Mitbestimmung.
Ziele der Gemeinwohl-Ökonomie:
- Förderung eines faireren Wirtschaftssystems
- Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen
- Verbesserung der Lebensqualität aller Menschen
- Stärkung von Kooperation statt Konkurrenz in der Wirtschaft
Viele der Lebensmittel tragen das SalzburgerLand Herkunftszertifikat, das die Regionalität belegt. Die Maiers sind außerdem Partner der Genussregion und auf der Online-Plattform „Salzburg schmeckt“ vertreten, wo Produzenten und Produzentinnen, Gastronomie- und Hotelbetriebe präsentiert werden.
Den Hang zur Nachhaltigkeit hatten schon Georgs Eltern, die bereits vor 45 Jahren eine thermische Solaranlage betrieben hatten. Das Hotel selbst übernahm Georg von seinen Großeltern. „Als wir das Hotel 1998 renoviert haben, haben wir auch so eine Anlage installiert. Dann haben wir 2010/11 das Umweltzeichen bekommen, und seitdem haben wir nicht mehr aufgehört, in Sachen Nachhaltigkeit und Gemeinwohl an allen möglichen Schrauben zu drehen“, sagt Georg.



Neben dem kulinarischen Aspekt bedeutet das im Konkreten, dass das Haus beispielsweise mit Photovoltaikanlagen, Pellets und Ökostrom geheizt und betrieben wird. Dass die Pause in der Arbeitszeit der Mitarbeitenden inkludiert ist, sie Verpflegung und an ihrem Geburtstag frei bekommen. Dass die Bio-Kosmetika aus Salzburg kommen und es Ladestationen für E-Bikes und Elektroautos gibt. Und vieles mehr.
„Den Weg der Nachhaltigkeit zu gehen, freut uns sehr“, sagt Silvia. Er bedeutet, dass man nicht stehen bleibt. „Und immer besser wird“, wie Georg sagt. Was er mit seinem neuen Projekt „Hotels for Future“ gerade unter Beweis stellt – eine Initiative für das Klima, bei der bei jeder Buchung ab einer bestimmten Zimmerkategorie ein Baum gepflanzt wird. „Eine sehr einfache, sofort umsetzbare und gut messbare Möglichkeit, CO2 aus der Atmosphäre in der Biosphäre zu binden, liegt in der Aufforstung von Mischwäldern“, wie Georg sagt. Dabei arbeitet er mit dem Verein „Austrian Doctors“ zusammen, mit dem er in Kenia, wo die Folgen des Klimawandels ungleich stärker spürbar sind, seit 2024 ein Aufforstungsprogramm umsetzt. „Bis jetzt bin ich noch ein Einzelkämpfer. Jetzt möchte ich weitere Betriebe dazu motivieren, bei Hotels for future mitzumachen.“

Georg und Silvia Maier
Silvia: Dass ich loyal und authentisch bin und mit beiden Beinen im Leben stehe.
Silvia: Bosna mit einem kalten Cola.
Silvia: Rindsrouladen.