5 Gemüseraritäten im Mai

Wer sich jetzt auf Österreichs Märkten umschaut, begegnet Gemüseraritäten, die nicht nur den Gaumen, sondern auch das kulinarische Kopfkino beflügeln.
von Nick Pulina
Pimpinelle
© Clarence Gärten

Wer aktuell über die Märkte im Land spaziert, kann sich vor saftig duftenden Köstlichkeiten kaum retten. Gefühlt täglich kommen neue Obst- und Gemüsesorten hinzu, die natürlich auch sofort gekauft und verspeist werden möchten. Damit ihr den Überblick nicht verliert, haben wir fünf besonders spannende Gemüsesorten für euch, die ihr im Mai unbedingt probieren solltet.

Junger Knoblauch

Kein Gemüse hat einen so zwiespältigen Ruf wie der Knoblauch. Die einen lieben sein einzigartiges, würziges Aroma, die anderen schrecken förmlich davor zurück, auch nur in einem Raum mit ihm zu sein. Bekanntlich lässt sich über Geschmack nicht streiten, aus kulinarischer Sicht sind die kleinen Knollen allerdings die Superstars schlechthin. Für wen sie dennoch etwas zu scharf daherkommen, gibt es zurzeit eine tolle Alternative: jungen Knoblauch.

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Junger Knoblauch
Junger Knoblauch ist nicht nur milder im Geschmack, sondern kann – anders als seine ältere Version – auch im Ganzen gegessen werden, inklusive der zarten Schale und grünen Triebe.

Zwar handelt es sich botanisch gesehen hierbei um die gleiche Pflanze, die auch den bekannten Knoblauch mit der papierartigen weißen Schale hervorbringt, den wir in jedem Supermarkt bekommen. Im Gegensatz zu diesen alten, zum Teil getrockneten Knollen ist der junge Knoblauch allerdings viel zarter, frischer und weicher – in der Textur wie auch im Geschmack. Längs halbiert und langsam gebacken eignet er sich perfekt als Beilage zu herzhaften Gerichten jeder Art. Oder man macht es wie Paul Reiner, der den jungen Knoblauch zurzeit in seiner Markgärtnerei Reiners Erdbeeren und Gemüse anbaut: „Am liebsten essen wir ihn einfach roh am Schmalzbrot mit etwas Salz.“

Spargelsalat ‚Chinesische Keule‘

Die Spargelzeit ist in vollem Gange. Und obwohl er gleichzeitig Saison hat und der Name es mehr als vermuten lässt, hat der Spargelsalat eigentlich nichts mit dem beliebten Stangengemüse zu tun. Das auch als Chinesische Keule oder Schwertsalat bekannte Gemüse ist eng mit dem Kopfsalat verwandt und spielt besonders in der ostasiatischen Küche eine große Rolle. Doch auch bei uns ist der Spargelsalat, der diesen Namen übrigens dank seiner leichten optischen Ähnlichkeit mit grünem Spargel trägt, immer mehr im Kommen.

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Spargelsalat
Die „Chinesische Keule“ ist botanisch gesehen ein Verwandter des Kopfsalats – und bringt mit ihrer knackigen Textur frischen Schwung in die Frühlingsküche.

Ihn zu bekommen ist allerdings nicht immer so leicht, wie Robert Brodnjak vom Krautwerk in Großmugl weiß: „Man kann Spargelsalat nicht einfach im Großhandel kaufen, dafür ist er zu selten. Also muss man direkt auf uns Erzeuger:innen zukommen. Wir verkaufen ihn aber auch ganz normal an unserem Stand am Karmelitermarkt, dann meist an Kundinnen und Kunden, die sich für die asiatische Küche interessieren.“ Am liebsten mag Brodnjak den Spargelsalat sauer eingelegt, ganz wie herkömmliche Pickles. Dazu den Spargelsalat in mundgerechte Stücke schneiden oder dünn aufhobeln, in ein Einmachglas geben und mit einem leicht gesüßten und nach eigenem Geschmack gewürzten Essigsud übergießen.

Mönchsbart

Die Geschichte des Mönchsbarts, auch bekannt als Barba di frate oder Salzwiesenkraut, stimmt optimistisch: Noch vor wenigen Jahren galt das einst so beliebte Frühjahrsgemüse außerhalb Italiens als beinahe völlig vergessen; doch nun ist es wieder auf dem Vormarsch und beliebter denn je. Auch auf den Märkten in Österreich kann man das saftige Gemüse, das mit seinen sattgrünen, fleischigen Stielen optisch an einen Büschel Gras erinnert, inzwischen immer häufiger finden.

Mönchsbart
Mönchsbart
Der salzig-jodige Geschmack des Mönchsbarts erinnert an Meeresluft – kein Wunder, denn die Pflanze wächst ursprünglich auf salzigen Küstenwiesen.

Es lohnt sich zuzugreifen, seine Saison ist kurz und seine Vielseitigkeit enorm. Der Mönchsbart schmeckt als roher Salat mit einer frischen Vinaigrette ebenso gut wie als Beigabe zu Spaghetti mit Olivenöl oder als Einlage einer Quiche. Auch mit etwas Knoblauch gedünstet und mit Zitronensaft abgelöscht ist das von sich aus leicht jodig-salzig schmeckende Gemüse ein Genuss, besonders zu Fischgerichten. Durch seinen Reichtum an Kalium und Kalzium sowie seinen hohen Vitamin-A-Gehalt ist der Mönchsbart überdies auch sehr gesund. 

Rhabarbervielfalt

Rhabarber gilt neben Spargel als das Frühlingsgemüse schlechthin. Und obwohl es sich bei den rotgrünen Stängeln um ein Gemüse handelt, bereiten wir sie für gewöhnlich so zu, als wären sie Obst: als Füllung für Kuchen, als Basis eines Kompotts oder als Beigabe zu erfrischenden Limonaden und Spritzern. Das ist jedoch nicht das Einzige, was spannend am Rhabarber ist. Besonders seine Sortenvielfalt dürfte viele überraschen, sind wir doch aus dem Handel meist nur eine einzige Sorte gewohnt. Der so genannte Himbeer- oder auch Erdbeer-Rhabarber hat leuchtend rote bis pinkfarbene Stiele, ein sehr helles Fruchtfleisch und ein eher ins säuerlich-süße tendierendes Aroma.

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Rhabarbervielfalt
Rhabarber ist nicht gleich Rhabarber: Die über 60 Sorten unterscheiden sich stark in Farbe, Geschmack und Säuregehalt – von zitronig-herb bis beerig-süß.

Damit befindet er sich allerdings genau im Mittelfeld der knapp 60 verschiedenen Rhabarbersorten. Einige, wie die Sorten Goliath, Victoria oder The Sutton, tendieren eher ins Grüne und haben einen herb-sauren Geschmack, während Sorten wie Holsteiner Blut, Valentine oder die Neuzüchtung Pinkbarber stark ins Pinke, beinahe Lilafarbene, tendieren und beerig-süß schmecken. Eine große Auswahl an verschiedenen Rhabarbersorten gibt es auch bei Robert Brodnjak in seinem Krautwerk. Vor allem für die Gastronomie baut Brodnjak gleich sechs verschiedene Rhabarbersorten an: „Zurzeit liefern wir unsere Rhabarbervielfalt beispielsweise an das Restaurant TIAN, die damit einen Drink für ihre alkoholfreie Saftbegleitung kreiert. Wir verkaufen die unterschiedlichen Sorten aber auch ganz normal an unseren Markständen.“

Pimpinelle

Auch im Mai hat sich wieder ein Gewächs unter unsere Raritäten geschummelt, das eigentlich gar kein Gemüse ist, sondern ein Kraut. Doch wie zuletzt den Bärlauch halten wir auch die Pimpinelle für so besonders, dass sie sich ihren Platz in dieser Liste mehr als verdient hat. Die zur Familie der Rosengewächse gehörende Pimpinelle ist ein recht unscheinbares grünes Würzkraut, das in ganz Europa beheimatet ist. Und doch findet sie nur relativ selten den Weg auf unsere Teller. Als Bestandteil der berühmten Frankfurter Grünen Soße kann man sie hie und da in fertigen Bouquets kaufen, aber eben auch nur zusammen mit den sechs anderen Kräutern.

© Clarence Gärten
Pimpinelle
Die Pimpinelle galt früher als Heilpflanze und wurde traditionell gegen Fieber eingesetzt – heute verfeinert sie Salate und Dips mit ihrem frischen, leicht nussigen Aroma.

Das sollte sich ändern, findet auch Clara Heinrich von unserem Mitgliedsbetrieb Clarence Gärten in Gols: „Natürlich kann man Frankfurter Grüne Soße damit machen, ich gebe die Pimpinelle aber auch sehr gerne in den Salat oder meinen Kräutertopfen. Da passt sie mit ihrem Aroma – irgendwo zwischen Nuss und grüner Banane – besonders gut rein.“ Man sollte übrigens darauf achten, möglichst junge Blätter zu verwenden. Diese haben nicht nur eine zartere Konsistenz, sondern auch ein viel frischeres Aroma. Mit der Zeit bilden die Blätter Gerbstoffe aus, die sie bitter schmecken lassen.

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